Sonntag, 23. Dezember 2012

Adventskalender: Batmans Rückkehr (1992)

Im verschneiten Gotham wird die friedliche Weihnachtsstimmung jäh durch den finsteren Pinguin unterbrochen. Mit seinen unheimlichen Gefolgsleuten terrorisiert er die Stadt und wird dabei von dem heimtückischen Max Shreck unterstützt. Zur selben Zeit taucht scheinbar aus dem Nichts die mysteriöse Catwoman auf, von der niemand so genau weiß, auf welcher Seite sie eigentlich steht...
Drei Jahre, nachdem Tim Burton Batman ins Kino gebracht hatte, durfte der Ausnahme-Regisseur auch das Sequel verfilmen und hatte dabei als Produzent deutlich freiere Hand, was sich unverkennbar auch im Stil von Batmans Rückkehr niederschlug. Im Vergleich zum Vorgänger wirkt Gotham City weitaus düsterer und abgefahrener, die Stimmung ist böser, aber einzelne Elemente sind auch derart bizarr, dass sie sich am Rande der Ernsthaftigkeit bewegen. Was Joel Schumacher in den späteren Verfilmungen allerdings zur Popcorn-Lächerlichkeit verkommen ließ, fügt Burton hier zu einer stimmigen Mischung aus stilisierter Coolness und morbidem Jahrmarkt-Flair in einer vom Anachronismus geprägten Welt zusammen. Wenn der Pinguin in einer riesigen Quietsche-Ente durch die Gegend fährt, wirkt dies zwar grotesk, aber nie albern.
Storytechnisch wird mit gleich drei Villains natürlich einiges geboten, zumal speziell Catwoman und dem Pinguin sehr viel Raum gewährt wird, ihre jeweilige Hintergrundgeschichte zu entfalten. Diese Szenen gehören dann auch jeweils zu den stärksten des Films. Bereits die Eröffnungssequenz, in der die Eltern des Pinguins in all ihrer Furcht und Abscheu ihr Kind in einen eisigen Fluss stürzen, gibt mit ihrer pessimistischen Stimmung den Ton an und geht ziemlich an die Nieren.
Die Verwandlung der tollpatschigen Sekretärin Selina Kyle in die sexy Catwoman gestaltet sich nicht minder eindrucksvoll. Was beide Charaktere so stark macht, ist die Zerrissenheit, die ansonsten vor allem den Helden im Comic zueigen ist. Catwoman liefert sich zwar erbitterte Duelle mit dem Fledermaus-Mann, wahrhaft Böses sucht man an ihr jedoch vergebens. Und selbst der Pinguin folgt ursprünglich lediglich dem menschlichen Bedürfnis, seine eigene Vergangenheit zu ergründen, wird aber schließlich durch seine Andersartigkeit und vor allem durch den hinterhältigen Großindustriellen Max Shreck zu einem Monster.
Verkörpert werden die drei Bösewichte allesamt von erstklassigen Darstellern. Danny DeVito spielt hier so etwas wie die Rolle seines Lebens und gibt einen bedauernswerten, aber dadurch nur umso ekligeren und bedrohlicheren Pinguin. Christopher Walken ist ohnehin eine Bank und gibt einen eiskalten Max Shreck, und Michelle Pfeiffer muss natürlich nichts weiter tun, als sich in ihr hautenges Lederkostüm zu zwängen, um mächtig Eindruck zu hinterlassen.
Batmans Rückkehr steht dem grandiosen ersten Teil in nichts nach und baut die einzigartige Gotham-Atmosphäre mit ihrer Kombination aus Fiction-Settings, Horror-Motiven und Noir-Elementen sogar noch aus. Das Fehlen des Erz-Bösewichts Joker kompensieren Batmans drei Gegenspieler mehr als ordentlich, lediglich der Dunkle Ritter selbst bleibt vielleicht eine Idee zu distanziert, was aber auch in seiner Natur begründet liegt und darin, dass den anderen Charakteren erfreulich viel Raum gewährt wird.

Samstag, 22. Dezember 2012

Adventskalender: Alf's special Christmas (1987)

Jede Sitcom dieser Welt kommt früher oder später mit einer Weihnachtsepisode um die Ecke. Alf begeht gar in einer Doppelfolge, die zudem durch den Verzicht auf den Vorspann noch ausgedehnt wird, besonders ausgiebig das Fest der Liebe. Gefeiert wird in einer abgelegenen Hütte, in der Willie als kleiner Junge einst mit seiner frisch obdachlos gewordenen Familie Weihnachten verbrachte. Ermöglicht hatte ihnen dies damals der gutmütige Mr. Foley, der die Tanners auch in diesem Jahr wieder in seine Ferienwohnung eingeladen hat. Idylle und Kindheitserinnerungen währen jedoch gerade einmal fünf Minuten, bevor Alf durch das Herausposaunen sämtlicher Geschenke die Bescherung vorzeitig sprengt. Zwar stellt dies gegenüber seinem sonstigen Schabernack einen vergleichsweise geringen Frevel dar, doch ist die Familie derart erzürnt, dass der pelzige Außerirdische kurzerhand der Hütte verwiesen wird. Wie der Zufall es will, landet er in Mr. Foleys Laster, mit dem dieser auf dem Weg ins Krankenhaus ist, wo er den Kindern als Weihnachtsmann verkleidet einen Haufen Geschenke bringt.
Amerikanischer hätten die Geschichte und vor allem die Botschaft kaum ausfallen können, denn Alfs Begegnungen mit einem todkranken Mädchen und dem gutmütigen Mr. Foley, der nach dem Tod seiner Frau so verbittert ist, dass er seinen ganzen Besitz verschenken und seinem Leben ein Ende setzen möchte, drücken schon arg auf die Tränendrüse. Doch natürlich findet Alf in der Rolle des Geists der Weihnacht die richtigen Worte und kann zumindest ein Leben retten. 
Nicht allein aufgrund der Location ist diese Doppelfolge eher untypisch. So traurig und nachdenklich geht es in Comedy-Serien selten zu, doch gerade dadurch werden Werte wie Selbstlosigkeit und Zusammenhalt erst richtig vermittelt. Darüber hinaus dürfen aber selbstverständlich die Gags und die typischen Trademarks der Serie nicht fehlen. Willie ist wie immer der liebenswürdigste, treudoofste Spießer der TV-Geschichte, Kate lässt sich selbst an Heiligabend ihre latente Abneigung gegen das fünfte Familienmitglied anmerken, Lynn ist wie immer süß-doof, Brian unsüß-nervig, und Alf nie um einen flotten Spruch verlegen. Zwar fehlt ein wenig der übliche Anarcho-Humor, aber dafür handelt es sich ja schließlich um eine Weihnachtsfolge, die ohne Schmus nunmal nicht auskommen kann. 
Wenn der Weihnachtsmann kommt, so der deutsche Titel des Zweiteilers, der als Folge 12 und 13 der zweiten Staffel erschien, ist Weihnachtsromantik pur und bekommt trotz Kitsch und Klischee vier Kerzen am Adventskranz.

Freitag, 21. Dezember 2012

Adventskalender: Silent Night, Deadly Night 5 (1991)

Derek, der einst an Heiligabend seinen Vater durch einen Amok laufenden Spielzeugweihnachtsmann verlor, lebt mit seiner Mutter zusammen und ist von einem regelrechten Toy-Trauma gezeichnet. Doch der verbitterte Spielzeugmacher Joe Petto und sein Sohn Pino sind drauf und dran, Derek und vielen anderen Kindern das Fest gründlich zu verderben. Denn Pettos Figuren und Fahrzeuge führen ein unheiliges Eigenleben, sind böse bis aufs nicht vorhandene Blut und machen selbst vor den artigen Kindern nicht halt...
Silent Night, Deadly Night begann einst als handfeste Slasher-Reihe, die bereits im dritten Teil ein wenig abhob, um dann im vierten völlig aus dem Ruder zu laufen und okkulte Orgien mit blutigem Body-Horror zu vermengen. Part 5 widmet sich nun also dem Puppen-Horror und lässt Spielzeugsoldaten, Dinosaurier und Autos auf die Menschheit los. Immerhin kehrt man nun wieder zum eigentlichen Weihnachts-Thema zurück und bewegt sich auch genretechnisch wieder auf den Schlitzer-Film zu.
Beim Niveau hingegen bleibt die Serie sich relativ treu und liefert Fließband-Horror ohne nennenswerten Inhalt, aber mit so manchem Schauwert und einem nicht abzusprechendem Unterhaltungsfaktor. Im Falle von Silent Night, Deadly Night 5: The Toy Maker sind dies natürlich die Spielzeug-Attacken, die leider viel zu kurz kommen. Offensichtlich mangelte es neben Inspiration vor allem an Kohle, um hier richtig Gas zu geben. Die vorhandenen Angriffe sind dann auch von überschaubarem Realismus, machen aber absolut Spaß. Der zweite Gute-Laune-Faktor ist Mickey Rooney, der den diabolischen Joe Petto mit Stil und Routine verkörpert. Wie bereits in der vorangegangenen Episode lief der Film in Deutschland nicht unter dem Silent Night-Banner, sondern wurde mit Toys - Tödliches Spielzeug erneut teutonisch treffend tituliert. Aber egal, ob im Vergleich zu anderen Toy-Filmen, zu üblichen Slasher-Kollegen oder ganz allgemein zu anderem Weihnachts-Horror: Silent Night 5 zieht ohnehin den Kürzeren. Tut aber nichts zur Sache, denn ein netter, kleiner B-Horror für zwischendurch ist bei diesem letzten Teil des Christmas-Franchises allemal herausgesprungen.

 

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Adventskalender: Silent Night, Deadly Night 4 (1990)

Kim, die für eine große Zeitung die Kleinanzeigen entgegennimmt, fühlt sich plötzlich zu Höherem berufen und ist unbedingt gewillt, eine spektakuläre Story über einen mysteriösen Todesfall zu veröffentlichen. Eine Frau fiel brennend von einem Hochhaus, doch außer einem degenerierten Obdachlosen gibt es keine Zeugen. Da ihr Chef nicht mitspielt, treibt die Anzeigenverkäuferin ihre Umschulung zur Reporterin privat und nach Feierabend voran. Ihre Recherchen treiben sie jedoch in die Fänge einer okkulten Frauen-Sekte, die es in morbiden Ritualen auf Kims Seele abgesehen hat.
Bevor er mit Klassikern wie Bride of Re-Animator, Return of the Living Dead 3 oder The Dentist zum Kult-Regisseur wurde, drehte Brian Yuzna den vierten Teil der Stille Nacht, Horror Nacht-Reihe mit dem Titelzusatz Initiation. In Deutschland bekam davon allerdings niemand etwas mit, denn bei uns lief der Streifen als Welcome to Hell - Das letzte Ritual. Ausnahmsweise einmal eine nachvollziehbare Namensänderung, denn das ganze ist nicht nur der marktstrategisch fragwürdige vierte Aufguss einer bestenfalls B-Slasher-Serie, sondern hat zu allem Überfluss auch noch rein gar nichts mit Weihnachten zu tun! Die Ereignisse spielen sich zwar während der Adventszeit ab, doch von etwas Weihnachts-Deko in ein paar Einstellungen abgesehen, haben wir es mit einem lupenreinen Okkult-Thriller zu tun.
Als solcher weiß Silent Night 4 streckenweise durchaus zu gefallen, auch wenn der Film insgesamt etwas chaotisch und planlos anmutet. Nach dem anfänglichen Thriller-Feeling finden sich Kim und Zuschauer plötzlich inmitten satanischer Rituale wieder, die jeweils durch das Auftauchen glibberiger Insekten angekündigt werden und stets mit derb-widerlichem Body-Horror der Marke Cronenberg enden. Besonders stimmig ist das zwar alles nicht, doch die effektvollen Schock-Momente, die völlig kranke Atmosphäre und die Auftritte von Clint Howard (Carnosaurus, Barb Wire) und Bond-Girl Maud Adams (Der Mann mit dem goldenen Colt, Rollerballreißen hier immerhin noch ein wenig was raus und machen Silent Night, Deadly Night 4: Initiation mit viel Wohlwollen zu einem soliden C-Schocker - als Fortsetzung der Christmas-Slasher-Reihe jedoch völlig unbrauchbar.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Adventskalender: Black Christmas (2006)

Mit Black Christmas hat Hollywoods Remake-Abteilung nach all den Kult-Horror-Flicks zur Abwechslung mal einen eher unbekannten Titel hervorgezaubert. Das Original von 1974, das damals bei uns als Jessy - Die Treppe in den Tod lief, darf zwar mit Fug und Recht als Klassiker, weil Wegbereiter des Slasher-Genres betrachtet werden, ernsthaft rechnen musste man mit einer Neuauflage aber nicht. Wie dem auch sei, letztendlich halten sich die Gemeinsamkeiten der beiden Versionen ohnehin sehr in Grenzen. Abgesehen von der Ausgangssituation, in der einige Studentinnen von einem unheimlichen Anrufer belästigt und schließlich beseitigt werden, gibt es kaum mehr Parallelen zwischen beiden Filmen.
Interessanterweise punktet das Remake vor allem dort, wo das Original Kritik einstecken musste, während dessen Stärken - Spannung, Atmosphäre und vor allem Innovation - 2006 komplett auf der Strecke bleiben. Und so buhlt Black Christmas im neuen Jahrtausend mit schwarzem Humor und derben Effekten um die Gunst des Publikums. Zwei Gebiete, auf denen sich Regisseur Glen Morgan offenbar zuhause fühlt und hier exzessiv austoben darf. Mit spürbarer Hingabe jagt, terrorisiert und zerstückelt er sein ansehnliches Kanonenfutter, ohne diesem den Ballast ohnehin vergeudeter Charakterbildung anzuheften. Stattdessen werden sie wo es nur geht gepiesackt und ihnen die Adventskerzen der Reihe nach ausgeblasen. Zulasten dieser makaberen Metzeleien gehen natürlich Verstand und Logik - bei genauerer Betrachtung ist das Ganze schlicht dumm, vorhersehbar und lächerlich. Wer aber nicht so streng hinschaut, wird seine helle Freude an diesem grimmigen Splatter-Spaß haben. Zumal das Drehbuch mit dem geschickten Kniff, die 74er-Version um einige düstere Rückblenden in die Entsozialisierung des Killers zu ergänzen, für Kurzweil sorgt.
Das Gehirn sollte man für die Dauer von Black Christmas durchaus herunterfahren und jeden Anspruch an ein in der Tradition des Originals stehendes Remake herunterschrauben. Dann allerdings ist diese garstig-vergnügliche Schlitzer-Orgie das perfekte Kontrastprogramm zur Familien-Weihnacht.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Adventskalender: Black Christmas (1974)

Obszöne Anrufe jagen den Mädchen in einem Studentinnenwohnheim kurz vor ihrer Weihnachtsfeier gehörige Angst ein. Die Polizei allerdings beginnt erst, die Angelegenheit ernst zu nehmen, als die erste Studentin spurlos verschwindet. Nach und nach sterben die Mädchen, bis sich herausstellt, dass der geheimnisvolle Killer ganz nah ist - denn die Anrufe kommen aus dem Haus...
Bob Clark bot mit seinem Black Christmas bereits ein paar Jährchen vor dem Urvater Halloween - Die Nacht des Grauens einen ersten Ausblick auf das in der Folge unerbittlich über das Kino hereinbrechende Slasher-Genre. Schon hier wird mit der Perspektive des Mörders gearbeitet und durch den eindringlichen Score an der Spannungsschraube gedreht. Die Protagonistin Jessy (der alte deutsche Titel Jessy - Treppe in den Tod hat die Zeit gottlob ebenso wenig überdauert wie der Alternativtitel Silent Night, Evil Night, um den es schon ein wenig leid tut) widersteht im Gegensatz zu den unglücklichen Opfern fleischlichen Verlockungen und sonstigen Exzessen. Black Christmas wäre eine regelrechte Blaupause für das gesamte Genre, wäre Clark hier etwas exploitativer vorgegangen. Weder der eindeutig erotische Nährboden des Studentinnenwohnheims wird unsittlich ausgebeutet, noch werden die zahlreichen Gelegenheiten zu grafischer Gewalt hinlänglich ausgenutzt. Und so kommt trotz aller Spannung, trotz aller bedrohlichen Atmosphäre und trotz vieler wirkungsvoller Terror-Momente eher eine gewisse Giallo- statt Slasher-Stimmung auf.
Als Manko des Films sollte man dies jedoch keinesfalls betrachten, denn trotz eines etwas zähen Mittelparts ist Black Christmas nicht nur als Wegbereiter für ein ganzes Genre absolut essenziell. Düsterer Horror und bedrohlicher Terror werden durch eine unglaubliche Kameraarbeit auf die Spitze getrieben und im Gegensatz zu den allermeisten seiner Erben kann dieser Pre-Slasher auf dem Fundament solider Schauspielkunst aufbauen, nicht nur, aber vor allem dank dem großartigen John Saxon (Nightmare - Mörderische Träume).  

Montag, 17. Dezember 2012

Adventskalender: Silent Night, Deadly Night 3 (1989)

Ricky Caldwell liegt seit sechs Jahren im Koma. Der "Weihnachtsmann-Killer" wird von einem verrückten Arzt am Leben erhalten, damit dieser seine Experimente fortsetzen kann. Zu diesen gehören auch Versuche mit der blinden Laura - und tatsächlich: Laura beginnt, mit den Augen des Mörders zu sehen, der zwischenzeitlich aus seiner Totenstarre erwacht ist und der telepathisch mit ihm verbundenen Blinden folgt.
Silent Night, Deadly Night 3: Better Watch Out trumpft mit einer selten bescheuerten Handlung auf, die nicht nur unbeschreiblich dünn und löchrig daherkommt, sondern auch durch eine einschläfernde Inszenierung, zahllose Rückblenden in Form von Material aus Teil 1 und viel unfreiwillige Komik optisch angemessen unterstrichen wird. Bill Moseley (Haus der 1000 Leichen, The Devil's Rejects) trägt einen Helm mit Glasglocke, unter der sein manipuliertes Gehirn in einer blutigen Suppe umherschwappt, während seine Verfolger, ein Cop und sein irrer Arzt, auf der schier endlosen Fahrt hochintelligente Weisheiten austauschen. Überhaupt kommt an der Story rein gar nichts voran. Laura fährt mit ihrem Bruder und seiner Freundin an Weihnachten zur Großmutter, die jedoch bereits Besuch von Ricky bekommen hat. Also latschen die drei unaufhörlich und planlos durchs Haus, nehmen - total nachvollziehbar - erstmal ein Bad, bevor nach der Oma gesucht wird (eine der dümmlichsten wie-bauen-wir-schnell-noch-ein-paar-Hupen-ein-Szenen aller Zeiten) und dürfen schließlich in einem kurzen wie unspektakulären Finale gegen den Weihnachts-Killer, der hier mal so gar nichts mit Weihnachten an der Glasmütze hat, antreten.
Silent Night, Deadly Night 3 kann eigentlich nichts vorweisen, was die anderthalb Stunden Zeitverlust rechtfertigen würde. Lediglich Moseley zieht eine ganz gute Show ab und bringt gelegentlich so etwas wie Atmosphäre oder Spannung ins Spiel. Ansonsten haben wir es hier mit einem B-Schlitzer von der Stange zu tun, der leider auch im Gore-Bereich nicht entscheidend punkten kann. Als kuriose Slasher-Variante kann man sich dieses Machwerk mal anschauen, sollte aber genug Humor mitbringen, um echten Spaß an dieser Gurke zu haben.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Adventskalender: Santa's Slay (2005)

Santa Claus erblickte neben Jesus Christus als einziges Kind bei einer jungfräulichen Geburt das Licht der Welt. Statt Gott zeichnete in diesem Fall jedoch der Teufel für den kleinen Satansbraten verantwortlich. Und standesgemäß meuchelt und widert sich Satan Junior durch den Tag, fernab von jenem Verhalten, das wir alle von ihm kennen und schätzen. Hierzu wurde Santa seinerzeit genötigt, als er eine Wette verlor und sich fortan für 1.000 Jahre nett, freundlich und spendabel zeigen musste. Doch diese Zeitspanne ist nun abgelaufen und mit dem diesjährigen Weihnachtsfest hält der garstig-fiese Santa erneut Einzug und metzelt alles nieder, was ihm vor den Schlitten kommt.
Ein mordender Nikolaus ist nicht direkt eine cineastische Innovation und die Handlung von Santa's Slay überrascht erwartungsgemäß nicht wirklich mit ausgefeilten Wendungen. Doch als harmlose Horror-Komödie zum Fest funktioniert Very Bad Santa, wie der Film dämlicherweise seit der Blu-ray-Veröffentlichung betitelt wird, unheimlich gut. Wrestler Bill Goldberg gibt die knorrig-finster dreinblickende Hauptfigur und macht seine Sache ausgesprochen gut. Als nicht allzu ernst gemeinter Slasher ist Santa's Slay nahezu perfekt. Was allerdings heftige Abzüge gibt, ist der nicht annähernd ausreichende Gore-Faktor. Hier hätten die großartigen Ansätze und die zugegebenermaßen oft blutig-bösen Gags viel mehr ausgereizt werden müssen. So bleibt eine gelungene Horror-Comedy für zwischendurch, die durchaus Spaß macht, aber insgesamt leider etwas zu zahm ausfällt. 

Samstag, 15. Dezember 2012

Adventskalender: Don't Open Til Christmas (1984)

In London geht ein geheimnisvoller Killer um, der es auf Menschen in Weihnachtsmann-Kostümen abgesehen hat. Die Polizei ermittelt.
Soviel zur Handlung! Don't Open Til Christmas oder Fröhliche Weihnacht, so der deutsche Titel, der seinerzeit in der Bundesrepublik wohl noch nicht abgenudelt war, benutzt das Fest als Vehikel für einen allenfalls soliden Slasher. Story und Dialoge sind so unglaublich stupide, dass man sich entweder darüber ärgern oder daran erfreuen muss. Dazwischen gibt es nichts, und nach 85 Minuten weiß man nicht, ob das ganze nun ernst gemeint war oder vielleicht der trockene britische Humor. Aus heutiger Sicht betrachtet bieten die zahllosen Drehbuch-Unschärfen aber amüsante Unterhaltung während der uninteressanten Ermittlungen und lassen den Zuschauer so wunderbar von Mord zu Mord hangeln, ohne dass es allzu langweilig wird. Splattertechnisch geht Fröhliche Weihnachten entgegen seines üblen Rufs, begründet durch die nicht nachvollziehbare Beschlagnahmung, nicht gerade in die Vollen. Einige recht gelungene und vor allem harte Bluttaten sind allerdings schon dabei. Dementsprechend gestaltet sich Don't Open Til Christmas trotz epischer Unzulänglichkeiten als durchaus interessant für Freunde fragwürdiger Unterhaltung.

Freitag, 14. Dezember 2012

Adventskalender: Saint (2010)

Der Heilige Nikolaus war ein in Ungnade gefallener Bischof, der im Mittelalter mit einer brutalen Verbrecherbande durch die Lande reiste und Dörfer ausraubte. Er brachte jeden um, der sich ihm in den Weg stellte. Als aber eine Gemeinde das Gesetz in die eigenen Hände nahm und den blutdürstigen Bischof ermordete, schwor Nikolaus schreckliche Rache. Wenn heutzutage in der Nacht auf den 6. Dezember ein Vollmond scheint, kehren der Heilige Nikolaus und seine Getreuen aus dem Totenreich zurück, um die alte Rechnung auf furchtbare Weise zu begleichen. Für Kommissar Goert gibt es daher nur eine Möglichkeit, den Bischof loszuwerden: Sein Schiff, das höchstwahrscheinlich in einem entlegenen Winkel des Amsterdamer Hafens vor Anker liegt, muss gesprengt werden...
Aus den Niederlanden kommt mit Saint ein überaus interessanter Weihnachts-Slasher, der den "wahren" Nikolaus als übernatürlichen Killer präsentiert. Trotz einigen mal mehr, mal weniger niveauvollen Versuchen, das Publikum zum Lachen zu bringen, ist die Grundatmosphäre eiskalt und bitter ernst. Vor allem die Grausamkeit gegen Kinder, die hier nicht politisch korrekt eingedämmt wurde, macht den bösartigen Charakter des Films aus. Besonders gelungen sind aber die vielen stimmungsvollen Szenen im winterlichen Amsterdam. Eis, Schnee und Nebel, durch den sich die monströse Sagengestalt - stets begleitet von ihren Ork-ähnlichen Gefolgsleuten - seinen Weg bahnt, sorgen für frostige Spannung und bedrohliche Atmosphäre. Und mit einer Vielzahl an gelungenen und teils heftigen Splatter-Effekten wird auch das zweite Standbein eines jeden Horrorfilms bedient.
Dass die Geschichte um den mordenden Nikolaus nicht mit raffinierten Wendungen aufwartet, dürfte sich von selbst verstehen und wird kaum jemanden stören. Die oft hölzernen und ins Leere laufenden Dialoge fallen da schon eher ins Gewicht, können den sehr guten Gesamteindruck aber nicht schmälern. Schließlich haben wir es hier nicht mit einer Big-Budget-Produktion zu tun, was man natürlich an der einen oder anderen Ecke auch erkennt. Doch was Dick Maas (Verfluchtes Amsterdam, Fahrstuhl des Grauens, Eine Familie zum Knutschen) hier abliefert, ist richtig starker Holland-Horror zum Fest. Und Johnny Flodder als verwesender Santa ist ohnehin einen Blick wert!

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Adventskalender: Gremlins - Kleine Monster (1984)

Wer würde sich keinen Mogwai zu Weihnachten wünschen? Diese niedlichen, pelzigen, kleinen Wesen, die einen mit ihren riesigen Kulleraugen so treudoof anschauen. Doch sind an die Haltung der süßen Wollknäuel drei eiserne Regeln gekoppelt: Sie dürfen keinem hellen Licht ausgesetzt, nicht nass und niemals, wirklich niemals nach Mitternacht gefüttert werden! Andernfalls widerfährt einem das gleiche wie dem jungen Billy, dem sein Vater den liebenswerten Mogwai Gizmo unter den Tannenbaum gelegt hat. Ein paar Spritzer Wasser und der Kleine vermehrt sich in rasantem Tempo. Einmal nicht aufgepasst und ein kleiner Mitternachtssnack lässt die putzigen Felltierchen zu fiesen Gremlins mutieren, die alsbald eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Doch so viel Schaden die kleinen Monster auch anrichten - der Spaß für den Zuschauer ist stets ungleich größer. Der anarchistische Humor, mit dem Regisseur Joe Dante, Autor Chris Columbus und Produzent Steven Spielberg die garstigen Biester auf ihre Umwelt loslassen, erweist sich als äußerst ansteckend und vor allem absolut zeitlos. Wenn die Gremlins-Meute in einer Kneipe eine Abriss-Party zelebriert oder in einem Kino Schneewittchen und die sieben Zwerge abfeiert, erntete das 1984 wie heute johlendes Gelächter beim Publikum.
Und dieses darf auch gerne mal etwas jünger sein, denn im Vordergrund steht hier trotz des grundsätzlichen Horror-Themas eindeutig der Spaß. Zwar gehen reihenweise Gremlins auf die ideenreichsten Arten drauf, doch in erster Linie ist Gremlins - Kleine Monster eine Nachmittags-TV-taugliche Horror-Komödie mit einer durchaus sozialkritischen Weihnachts-Botschaft.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Adventskalender: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (1973)

Einem armen Mädchen wird von der bösen Stiefmutter und der noch böseren Stiefschwester Dora das Leben zur Hölle gemacht. Bei Ausflügen in den Wald mit ihrem Schimmel Nikolaus begegnet Aschenbrödel dem Prinzen mehrfach und sorgt dabei jedes Mal für viel Aufsehen. Als Knecht Vizek Aschenbrödel fragt, was er ihr aus der Stadt mitbringen soll, antwortet das bescheidene Mädchen: „Was dir auf dem Weg vor die Nase kommt“ – und erhält prompt drei Haselnüsse. Diese erweisen sich als Traum einer jeden Frau, denn sie sorgen für drei hübsche Outfits: ein Jagddress, eine Ballrobe und das Brautkleid. Entgegen aller Schikanen der Stiefmutter gelingt es Aschenbrödel, sich mit geheimnisvollem Gesichtsschleier auf den Ball des Prinzen zu stehlen. Dort verliebt sich der aufmüpfige Prinz in das junge Mädchen, erkennt sie aber nicht wieder. Als Aschenbrödel den Ball verlassen muss, verliert sie ihren Schuh. Diesen nimmt der Prinz an sich und sucht im ganzen Königreich nach seiner Prinzessin, der der Schuh passt. Und da es sich um eine Adaption des Grimm'schen Märchens handelt, findet er sein Aschenbrödel natürlich auch am Ende.
Kaum ein anderer  Film polarisiert vor Weihnachten so sehr wie das Märchen Drei Haselnüsse für Aschenbrödel - was für viele Frauen das absolute Pflichtprogramm ist, wird für die Männer zur größten Herausforderung - und liegt damit in der Weihnachts-Stress-Liste noch vor dem Heiligabend mit der ganzen Familie, der Suche nach dem richtigen Geschenk und dem Deko-Wahn im eigenen Haus. Doch die Kombination aus Märchen, Prinz und Happy End lässt die Frauen Jahr für Jahr den Film von 1973 verehren. Wunderschöne Naturaufnahmen, eine sympathische Libuše Šafránková, die die Rolle des Aschenbrödels verkörpert und traumhafte Kostüme verzaubern die Märchenfans.
Der Soundtrack von Karel Svoboda ist Kult. Versuche, die Titelmelodie in der Schlagerwelt zu etablieren, haben leider sowohl in England als auch Deutschland funktioniert. Wahre Aschenbrödel-Fans zeigen sich davon aber unbeeindruckt. Am schönsten ist sie nämlich immer noch, wenn man sich auf dem Sofa einmummelt, eine heiße Schokolade (mit Rum) trinkt, der Tannenbaum leuchtet und man zum gefühlt tausendsten Mal Drei Haselnüsse für Aschenbrödel anschaut  - und jedes Mal von Neuem mitfiebert, wenn der Prinz seinem Aschenbrödel endlich den passenden Schuh an den Fuß steckt und beide bis an ihr Lebensende glücklich und froh… na, wie Märchen eben enden. Die CSSR/DDR-Produktion ist und bleibt ein weibliches Muss, Männern sei zeitgleich ein Glühweinbuden- oder Stadionbesuch empfohlen.

Bei diesem Text handelt es sich um ein Gast-Review meiner lieben Freundin.
Ich war währenddessen an einer Stadion-Bierbude...

Dienstag, 11. Dezember 2012

Adventskalender: Kevin - Allein zu Haus (1990)

Für viele in den frühen Achtzigern zur Welt gekommene Kinozuschauer gehören die Home Alone-Filme mindestens genauso zu Weihnachten wie der Nikolaus oder der Christbaum. Und jedem, der Kevin - Allein zu Haus seit der Pubertät oder länger nicht mehr angesehen hat, dem sei ein erneuter Durchlauf - vielleicht bei dem einen oder anderen Glühwein - allerwärmstens ans Herz gelegt. Vielleicht ist es das Kindliche, das sich noch einmal Bahn bricht. Vielleicht ist der Film auch einfach nur genial. Vielleicht ist es von beidem etwas. In jedem Fall sind die Qualen, die die beiden vertrottelten Einbrecher Harry und Marv erleiden müssen, zum Schreien komisch. Ein Film, der in Erinnerungen schwelgen lässt, bei dem garantiert kein Auge trocken bleibt und der ein wenig wehmütig zeigt, wie großartig Familienunterhaltung vor 20 Jahren sein konnte.

Montag, 10. Dezember 2012

Adventskalender: Rare Exports (2010)

Meine Fresse, sieht der Trailer zu Rare Exports geil aus... dunkle Nacht, böse Nacht,... ein garstiger Nikolaus im Käfig, hunderte tote Rentiere, fiese Sprüche...
Doch hat man erst einmal die schlappen 80 Minuten Hauptfilm überstanden, fragt man sich, wie sich um die Kurzfilm-Story um den im finnischen Eis verbuddelten Weihnachtsmann ein dermaßen rasanter Spot zusammenschneiden lässt. Ohne jede Vorwarnung bricht hier ein Familenfilm im Horrorpelz über den unbedarften Zuschauer herein. Rare Exports ist zum größten Teil aus der Sicht eines kleinen Jungen erzählt, deutet immer wieder sein bitterböses Potenzial an und reizt dieses sogar gelegentlich aus. Doch am Ende bleibt nichts weiter als ein Weihnachtsfilm, der offenbar keinen Ärger mit Knecht Ruprecht haben will und deshalb unnötig brav bleibt. Die wenigen Horror-Momente sind wie der ganze Film toll inszeniert, können aber letztlich nicht den kompletten Schlitten aus dem Schnee ziehen.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Adventskalender: Tödliche Weihnachten (1996)

Samanthas (Geena Davis) nahezu perfektes Familienglück wird nur von ihrer Amnesie überschattet. Vor acht Jahren wachte sie aus einer Ohnmacht auf und bis heute kann sie sich nicht an ein einziges Detail ihrer Vergangenheit erinnern. Doch als plötzlich ein Killer in ihrer Küche steht, gerät die Erforschung von Samanthas früherem Leben immer mehr ins Rollen. Mit Hilfe des Privatdetektivs Henessey (Samuel L. Jackson) kommt schließlich ihre frühere Identität als Undercover-Agentin ans Licht und mit der Erinnerung stellen sich auch Samanthas Fertigkeiten in den Gebieten Hauen, Handfeuerwaffen und Hinrichten wieder ein. Und diese werden auch bitter benötigt, denn ihre alten Gegner haben sich neu formiert und wollen die Totgeglaubte erneut zum Schweigen bringen. Und diesmal für immer.
Renny Harlin (A Nightmare on Elm Street IV, Die Hard 2, Cliffhanger, Deep Blue Sea) inszenierte Tödliche Weihnachten in ausgesprochen rasanter und gewohnt souveräner Art und Weise. Die ganz großen Aha-Erlebnisse bleiben zwar aus, dafür gibt es zwei Stunden knallharte Action der allerbesten Sorte. Der Bodycount und die kaltblütige Konsequenz am Abzug sind schon beachtlich, es wird geknallt, geflogen und in die Luft gejagt, dass es eine wahre Pracht ist. Ein besonderer Kniff des Films ist der hohe Buddy-Movie-Anteil, der seinen Reiz auch durch die untypische Konstellation zweier Geschlechter bezieht. Davis und Jackson bilden hier ein großartiges Duo und lockern die Spannung und Härte mit einigen treffsicheren Lachern immer wieder auf.
Mit Tödliche Weihnachten ist Harlin ein erstklassiger Action-Thriller gelungen, der es in der allgemeinen Wahrnehmung allerdings nie so wirklich aus der zweiten Reihe geschafft hat. Das sollte aber niemanden daran hindern, sich von dort aus von den Qualitäten dieses Streifens überzeugen zu lassen.

Samstag, 8. Dezember 2012

Adventskalender: Stirb Langsam (1988)

Heiligabend in Los Angeles. Eine Gruppe schwer bewaffneter Männer stürmt ein Bürohochhaus. Die Gangster wollen 624 Millionen Dollar erbeuten, die als Wertpapiere in einem computergesicherten Safe lagern. Eine Partygesellschaft, die im obersten Stock feiert, nehmen sie als Geiseln. Nur der New Yorker Polizist McClane kann entkommen. Doch alle Ausgänge sind blockiert, die Telefonverbindungen unterbrochen. Dann wird kaltblütig eine Geisel erschossen. McClane begreift, dass er nur eine Chance hat - völlig auf sich selbst gestellt nimmt er den bedingungslosen Kampf an...
Yippie ki-yay, das waren noch Inhaltsangaben! Die Hard thront mit einigen wenigen Filmen ganz oben auf dem Olymp des Action-Kinos. Bruce Willis erlangte in der Rolle des leicht abgefuckten Cops John McClane Unsterblichkeit und das Genre freute sich über völlig neue Impulse.
Hier stimmt einfach alles, das Setting ist mit dem isolierten Hochhaus grausam perfekt gewählt, die Inszenierung erzeugt eine unglaubliche Spannung und McClane ist der Prototyp eines erdigen Helden. Und natürlich setzten die Action-Sequenzen neue Maßstäbe. Wenn es an Stirb Langsam überhaupt irgendetwas auszusetzen gibt, dann die dämliche deutsche Synchronisation, die alle originaler Weise deutschstämmigen Bösewichte amerikanisiert und aus Hans und Karl Henry und Charly macht. Dies verleugnet nicht nur den eigentlichen Background der Gangster, der schließlich im dritten Teil wieder aufgegriffen wird, sondern mündet zudem in der bescheuerten Szene, in der sich McClane die Namen seiner Gegenspieler notiert und in der deutschen Fassung gezwungenermaßen folgenden Schwachsinn zum Besten gibt: "Euch beide nenne ich Hans und Karl. Wie die bösen Riesen im Märchen." Ein unnötiger Makel an einem ansonsten perfekten Actioner.

Freitag, 7. Dezember 2012

Adventskalender: Silent Night, Bloody Night (1974)

Ein altes verwunschenes Haus und ein irrer, aus einem Sanatorium ausgebrochener Killer erweisen sich gelegentlich als völlig ausreichende Zutaten für einen stimmungsvollen Horrorfilm. Die Story um das Familienanwesen der Butlers, das nach Jahren des Leerstandes nun endlich verkauft werden soll, dient dabei lediglich als nettes Beiwerk. Seine Faszination und Wirkung zieht Silent Night, Bloody Night - hierzulande unter dem Titel Blutnacht - Das Haus des Todes gelaufen - aus den bedrohlichen Bildern und der kruden Atmosphäre. Regisseur Theodore Gershuny greift überdeutlich Motive aus Night of the Living Dead und The Texas Chain Saw Massacre auf und nimmt vier Jahre vor John Carpenters Halloween so manches Slasher-Element vorweg. Um diesen verstörenden Bilderrausch noch in die Höhe zu schrauben, reißt uns eine Rückblende in die 1930er Jahre auch visuell in die Vergangenheit. Optisch an die Stummfilme der Zwanziger angelehnt, sorgt sie für weitere intensive Schauwerte im Film. Abgerundet, oder eher aufgeraut wird das Erlebnis durch den Einsatz psychopatisch verfremdeter Weihnachtslieder im eindringlichen Score. Weit ab vom Mainstream gilt es hier, einen kleinen, dreckigen Chilling Classic des amerikanischen B-Kinos zu entdecken.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Adventskalender: Bad Santa (2003)

Willie ist so ein richtiges Arschloch. Er hängt den ganzen Tag an der Flasche (egal, welche) und zwischenmenschliche Nettigkeiten kennt er höchstens von der Durchreise. Den kleinen Marcus – seines Zeichens afroamerikanischer Liliputaner - hält das aber nicht davon ab, einmal im Jahr für vier Wochen nicht von Willies Seite zu rücken. Gemeinsam heuern sie nämlich zur Adventszeit in Kaufhäusern an und geben dort den Weihnachtsmann und seinen Elf. Sobald aber am Heiligen Abend die Lichter ausgehen, bescheren sich die beiden ihre eigenen Geschenke, indem sie den Laden kurzerhand leer räumen. Dieses Jahr haben sie allerdings einige unerwartete Weihnachtsnüsse zu knacken. Der Kaufhausdetektiv ist ziemlich auf Zack, die Santa-fetischistische Sue lässt auch nicht locker, und vor allem will ein kleiner, aber fetter Junge einfach nicht aufhören, an den Weihnachtsmann zu glauben...
Irgendwie gibt es doch viel zu wenig gute Weihnachtsfilme! Klar, ein paar schmucke Horror-Streifen zum Fest lassen sich schon finden, und der eine oder andere Actioner spielt auch zu besagter Jahreszeit. Aber eine richtig garstige Komödie, die dem Geist von Weihnachten mal kräftig das Tannenzäpfle in den Allerwertesten steckt, vermisst man eigentlich schon lange, oder?  
Bad Santa schafft hier Abhilfe. Schon der Anfang, der uns nach einem rührseligen Intro einen völlig besoffenen Nikolaus zeigt, wie er in eine Mülltonne kotzt, deutet an, dass hier nahezu wortwörtlich auf jedwede Weihnachts-Romantik geschissen wird.
Trotzdem muss Willie natürlich am nächsten Morgen wieder ran, um im roten Kostüm die Kinder zu erfreuen. Bei ihm sieht das dann in etwa so aus, dass er bei den begehrten „Fotos mit Santa“ einpennt oder sich selber mal ganz unbeschwert ans Bein pisst.
Irgendwann platziert sich dann aber ein übergewichtiger kleiner Junge auf Willies Schoß, der ihn für den echten Weihnachtsmann hält und fortan nicht mehr loslassen soll. Zunächst voller Abscheu betrachtet, wird diese kleine, dicke Nervensäge bald so etwas wie der Geist von Weihnachten für Willie, denn durch seine konsequente Naivität treibt er den Welt-Hasser zwar in den Wahnsinn, aber gleichsam auch in eine ihm zuvor wohl völlig unbekannte Richtung. So wechselt Bad Santa in der zweiten Hälfte durchaus immer wieder zwischen zwei atmosphärischen Extremen – Das goldgelockte Kind bringt sein ultimatives Idol beinahe zur Weißglut, wenn es die dämlichsten Fragen stellt – Aber der ausgebuffte Kinder-Hasser Willie lässt im Laufe der Zeit auch immer mehr durchblicken, dass er tatsächlich auch ein Herz hat. Dieses zeigt er besonders in einem der zynischsten Dialoge des Films, als er den kleinen Fettsack zusammengeprügelt vorfindet und sich daraufhin die verantwortlichen Rowdies vorknöpft: „Ich hab heut ein paar Kinder verprügelt… Endlich ist in meinem Leben mal was sinnvolles passiert.“
Wäre der Film nicht in Hollywood entstanden, hätte dieser Satz unter Umständen ein genial böses Ende bilden können. Doch leider gelten in der Traumfabrik andere Gesetze und so muss natürlich ein etwas glücklicheres Ende her. Immerhin hat Regisseur Terry Zwigoff dieses unerwartet spaßig inszeniert, zumindest schafft er es, nicht zu sehr ins Kitschige abzudriften. Stattdessen präsentiert er uns ein dem Thema Weihnachten angemessenes Ende, das insgesamt ganz gut zum Film passt.  
Auch wenn der erste Eindruck vermuten lassen könnte, dass man Bad Santa in eine ähnliche Ecke wie all jene scheußlichen US-Klamotten rund um irgendwelches Gebäck bzw. Überland-Fahrten schieben kann, steckt hier doch etwas mehr dahinter. Zwar kommt auch Bad Santa nicht ohne einen gewissen Grad an Gossen-Humor aus, aber es sind vor allem die ultimative Abneigung gegen so ziemlich alles, die Billy Bob Thornton wunderbar auf sein Gesicht zaubert, und die politisch herrlich unkorrekten Szenen, die den Film so sehenswert machen. Da wird dem Kaufhausmanager klar gemacht, dass er nicht so ohne weiteres einen kleinwüchsigen Schwarzen feuern kann, ganz gleich, ob die Entlassung gerechtfertigt wäre oder nicht.
Und da das Ende zwar etwas gemeiner hätte ausfallen können, man aber dennoch recht gut damit Leben kann, ist Bad Santa sowohl für winterliche Romantiker, als auch für Christkind-Hasser eine klare Empfehlung. Der (fast) perfekte (Anti-)Weihnachtsfilm.



Mittwoch, 5. Dezember 2012

Adventskalender: You Better Watch Out (1980)

Nach der Bescherung schleicht sich der kleine Harry am Heiligen Abend heimlich noch einmal aus seinem Kinderzimmer und beobachtet, wie sein als Weihnachtsmann verkleideter Vater an an seiner Mutter herumgrabbelt. Seitdem sind bei Harry einige Schrauben gelockert und auch Jahre später leidet er noch unter einem ausgeprägten Weihnachts-Tick. Sein ganzes Haus ist ganzjährig dekoriert, er selbst schläft im Santa-Outfit und tanzt mit einem Bart aus Rasierschaum durch die Bude. Vor allem aber führt der Psychopath Buch über die Kinder aus der Nachbarschaft und trägt selbst kleinste Sünden wie das Lesen eines Penthouse-Magazins in sein großes Buch ein. Als die Festtage schließlich vor der Tür stehen, ist Harry besessen von dem Gedanken, die braven Kinder zu belohnen und die unartigen zu bestrafen...
You Better Watch Out, der hierzulande eher als Christmas Evil oder Teuflische Weihnachten bekannt ist, braucht brutal lange, um halbwegs in die Gänge zu kommen. Fast eine Stunde lang passiert so gut wie gar nichts. Stattdessen sehen wir Harry bei seinem freakigen Tagesablauf, seinem deprimierenden Job und wie er die Kinder beobachtet. Das ganze soll wohl irgendwo an eine Milieustudie á la Maniac angelehnt sein, verfügt auch in einigen Szenen über eine schön kaputte Atmosphäre, allerdings reicht die Ausstrahlung und Präsenz von Brandon Maggart als Harry nun wirklich nicht aus, den Film ohne großartige Unterstützung seitens Story oder Inszenierung eine Stunde über Wasser zu halten.
Leider brennt Regisseur Lewis Jackson auch im Finale, wenn Harry sich endlich in sein rotes Kostüm wirft, kein wirkliches Feuerwerk ab. Die Effekte sind nicht der Rede Wert und nennenswerte Action oder Spannung kommen auch nicht auf. Doch immerhin macht der verrückte Weihnachtsmann, der planlos durch die Gegend fährt, in Kaminen stecken bleibt und wahllos Leute tötet, dank der düsteren Winterstimmung und der nach wie vor intensiv beklemmenden Atmosphäre durchaus Spaß. Und mit dem tobenden Mob, der Fackeln schwingend hinter dem irren Nikolaus her jagt, verfügt You Better Watch Out zudem noch über eine der klassischsten Zutaten des phantastischen Films, die jeder kennt, die man aber im Grunde nur selten in Szene gesetzt sieht.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Adventskalender: The Nightmare Before Christmas (1993)

In Halloweentown dreht sich alles um das Fest der Geister und Hexen. Alle Bewohner, seien sie Werwölfe, Vampire oder sonstige Spukgestalten, leben nur für den 31. Oktober. Jack Skellington hat die immer gleichen Aufgaben jedoch eines Tages satt und entdeckt, dass jeder Feiertag sein eigenes Dorf hat. So stößt er auf Zuckerstangen, Rentiere und geschmückte Tannenbäume und ist sogleich dermaßen begeistert vom Weihnachtsfest, dass er es prompt mit nach Halloweentown nehmen möchte.
Tim Burtons abgedrehte Halloween/Christmas-Mixtur hat längst Kultstatus erlangt und Jack Skellington zu einer Ikone des Undergrounds gemacht. Das Geheimnis liegt dabei weder in der kindgerechten Umsetzung, die auch Erwachsenen zugänglich bleibt, oder der Geschichte, die letztlich nur als Bühne für allerlei Augenschmaus dient, noch in der atemberaubenden Animation, die Burtons wahnwitzige Welt virtuos in Szene setzt. Das Bemerkenswerteste an The Nightmare Before Christmas ist die ausufernde Detailverliebtheit, die dem Film so viel Seele verleiht. Dazu gesellen sich ein wunderbar makaberer Humor und einige Ohrwurm-Songs mit selbst in der deutschen Synchronisation noch passablen Texten. Burton und Regisseur Henry Selick leben hier ihre Vorliebe für das Morbide mit liebevoller Hingabe und einem dicken Augenzwinkern aus und jeder, der keine grundsätzliche Abneigung gegen animierte Filme oder solche mit hohem Gesangsanteil hegt, dürfte den gleichen Spaß beim Anschauen haben, wie die Macher ihn offensichtlich bei der Produktion hatten.

Montag, 3. Dezember 2012

Adventskalender: Die Glücksritter (1983)

Der schnöselige Erfolgsbörsianer Louis Winthorpe III (Dan Akroyd) und der vorlaute Ganove Billy Ray Valentine (Eddie Murphy) geraten zu Marionetten eines stinkreichen Brüderpaares, das eine Wette darüber laufen hat, ob das Wesen eines Menschen von seinen Genen oder seinem Umfeld bestimmt wird. Dazu inszenieren sie einen perfiden Rollentausch und schanzen Valentine das Haus, den Butler und den Job von Winthorpe zu, während dieser ins Bodenlose fällt.
Komödien-Spezialist John Landis (Blues Brothers, Der Prinz aus Zamunda) kombiniert in Die Glücksritter zwei der angesagtesten Comedy-Darsteller und einige der besten Gags der 80er Jahre miteinander. Die Story folgt dem üblichen Schema, gerät aber dank der unbezahlbaren Dialoge völlig in den Hintergrund. Dementsprechend kommen Fans der Sprücheklopfer hier voll auf ihre Kosten. Bemerkenswert ist, dass Dan Akroyd dem glänzend aufgelegten Eddie Murphy phasenweise sogar die Show stielt, wenn er beispielsweise als heruntergekommener Weihnachtsmann volltrunken eine Party sprengt.
Darüber hinaus ist Trading Places, so der passendere Originaltitel, auch in den Nebenrollen erstklassig besetzt. James Belushi verbreitet als Mann im Gorilla-Kostüm jede Menge Spaß, Denholm Elliott (Indiana Jones und der letzte Kreuzzug) spielt sich als gutmütiger Butler Coleman in die Herzen des Publikums und Jamie Lee Curtis Oben-Ohne-Szene wurde sogar 14 Jahre später in Wes Cravens Scream thematisiert - der angemessene Ritterschlag für eine unsterbliche Komödie.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Adventskalender: Silent Night, Deadly Night (1984)

Billy, der als Kind mit ansehen musste, wie seine Eltern von einem Mann im Weihnachtsmann-Kostüm ermordet wurden, und daraufhin im Waisenhaus von erzkonservativen Nonnen aufgezogen wurde, trägt eine tiefe Aversion gegen das Fest der Liebe in sich. Beim bloßen Anblick des fetten Kerls im roten Anzug dreht der Junge durch. Als Billy Jahre später den Nikolaus in einem Spielwarenladen geben muss, ist ein zünftiger Ausraster quasi vorprogrammiert. Auf der anschließenden Weihnachtsfeier schlitzt sich Billy dann erwartungsgemäß durch die gesamte Belegschaft des Geschäfts. Da der Heilige Abend jedoch noch andauert, zieht er mit Rauschebart durchs Städtchen und metztelt sich seinen Weg zu dem Waisenhaus, um Rache für all die Ohrfeigen und Stockschläge zu nehmen.
Stille Nacht, Horror Nacht lässt seinen Killer ganz in der Tradition von Klassikern wie Halloween, My Bloody Valentine, Prom Night oder natürlich Freitag der 13. nach dem Kalender meucheln. Der markanteste Unterschied zu anderen Vertretern des Genres besteht in der Exposition, die uns die Entsozialisierung Billys ausführlich veranschaulicht. Während Herkunft und Motivation des Mörders üblicherweise erst gegen Ende enthüllt werden, avanciert der Killer hier zum Protagonisten. Billys Kindheit verlangt dem Zuschauer durchaus Mitleid ab, die Qualen, die er ertragen musste, führen womöglich sogar zu einem gewissen Verständnis für seine Taten und die Inszenierung lässt gar keine andere Bezugsperson als ihn zu. Das allein könnte schon ausreichen, Silent Night, Deadly Night aus der Masse an 80er-Slashern herausstechen zu lassen, aber selbstverständlich brennt sich insbesondere der Amok laufende Santa ins Gedächtnis des Publikums.
Handwerklich und schauspielerisch liegt der Film auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie so viele seiner Vorbilder und Nachfolger, doch dies gibt letztlich nur Abzüge in der B-Note. Erfolg und Kult-Status eines Slashers richten sich nach anderen Spielregeln. Markante Mörder mit kreativen Methoden sind hier Trumpf, sonst würde einen Jason Vorhees heute keiner mehr kennen. Und so macht dieser wahnsinnige Weihnachtsmann Silent Night zu einem kleinen Klassiker, der gerade in der Adventszeit einen mords Spaß macht.

Samstag, 1. Dezember 2012

Adventskalender: One Hell of a Christmas (2002)

Als Carlitos auf Bewährung aus dem Knast kommt, hat er eigentlich nichts weiter im Sinn, als endlich ein unbescholtenes Leben zu führen und seinem Sohn ein perfektes Weihnachtsgeschenk zu besorgen. Mit Kumpel Mike kündigen sich allerdings auch schon die ersten Probleme an, und zwar in Form einer seltsamen Klaue, die der Gauner sich unrechtmäßig angeeignet hat. Gefüllt ist das Relikt mit einer schwarzen Superdroge, die von den beiden sogleich einer ausgiebigen Prüfung unterzogen wird. Und der Effekt ist wahrlich beeindruckend. Ein herbeigeordertes Callgirl muss den Trip gar mit dem Leben bezahlen, doch da das kleine Füllhorn mit schwarzer Magie angereichert zu sein scheint, kehrt die Gute aus ihrem hastig im Garten gescheffelten Grab zurück. Ab hier wird One Hell of a Christmas im Prinzip erst interessant. Denn nachdem die Zombie-Dirne erledigt ist, wandert der böse Geist von Weihnachten, oder was immer hier eigentlich Gegenstand des Films sein mag, der Reihe nach in einen Plüschwolf, einen Cowboy und eine Weihnachtsmann-Figur...
In diesen Momenten ist der dänische Weihnachts-Horror tatsächlich Trash vom Feinsten und entschädigt für so manche vorangegangene Länge. Da es sich bei diesen Highlights allerdings wirklich nur um Momente handelt und die komplette Inszenierung durchaus an so manchen Studentenfilm erinnert, ist One Hell of a Christmas letztendlich eher etwas für hartgesottene Undergroundler. In dieser Kategorie muss sich Shaky Gonzalez' Film trotz aufgesetzter Tarantino-Coolness aber auch wirklich nicht verstecken.

Montag, 26. November 2012

Review: A Bucket of Blood (1959)

Schon in den 50ern schuf Roger Corman herrlich schundige Filmchen, deren Wiederentdeckung heutzutage mitunter eine wahre Freude ist. A Bucket of Blood aus dem Jahr 1959 gehört sicherlich nicht zu Cormans besten Filmen, lohnt aber ganz sicher einen Blick, sofern man sich an stümperhaften Drehbuchsituationen und bizarren Einfällen erfreuen kann. Die Geschichte kommt nämlich in Gang, nachdem der bedauernswerte Kellner Walter aus Versehen die Katze seiner Vermieterin umgebracht hat. Dabei fällt der Mord an dem Stubentiger mehr als haarsträubend aus. Walter, genervt vom Miauen und Fauchen aus dem Nachbarappartement, sticht ein Messer durch die Wand (!) und spießt damit tragischerweise das arme Tier auf. Völlig perplex macht sich Walter daran, sein Missgeschick zu verschleiern, indem er den Kadaver mit Modellierkitt überzieht und die versteinerte Katze am nächsten Tag als von ihm entworfene Statue präsentiert. Beruflich kellnert Walter nämlich in einem Cafe, das Treffpunkt der exzentrischsten Künstler und Kunstliebhaber ist, wobei er seinen Gästen nacheifert, ohne allerdings von ihnen auch nur im Geringsten ernst genommen zu werden. Vielmehr verspotten sie den armen Teufel und sprechen ihm jedes künstlerische Talent ab. All das ändert sich aber, als Walter seine „Statue“ präsentiert – die gesamte Kunst-Szene ist von der Katzenfigur, in deren Seite ein Messer steckt (!!!), begeistert. Walter wird zum gefeierten Star und durch einen geschickten Drehbucheinfall begibt es sich, dass er in seiner Wohnung einen Undercover-Polizisten mit einer Bratpfanne ausknockt, woraufhin Walter wieder zur Spachtelmasse greift...
Inspiriert wurde diese Geschichte natürlich vom 1953er House of Wax, welcher ja selbst ein Remake von Michael Curtiz' (CasablancaMystery of the Wax Museum (Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts) von 1933 darstellt. Dokumentiert werden diese Zusammenhänge nicht zuletzt durch den wieder einmal sehr frei gewählten deutschen Titel. Hieß der sechs Jahre ältere Vincent Price-Streifen hierzulande noch Das Kabinett des Professor Bondi, haben wir es im Fall von Cormans Film nun mit dem Vermächtnis des Professor Bondi zu tun.
Wie man sich leicht vorstellen kann, bewegt sich A Bucket of Blood auf einem eher niedrigem Niveau, was insbesondere das Budget angeht, während die Story natürlich vollkommen hanebüchen ausfällt. Dennoch schafft die Geschichte genügend Raum für eine gewisse Charakterentwicklung, durchläuft die Hauptfigur doch eine nachvollziehbare Wandlung. Angespornt durch die unverhofft erfahrene Akzeptanz, tötet Walter plötzlich nicht mehr aus Tollpatschigkeit, sondern schließlich gezielt und kaltblütig, um an Rohmaterial für neue Skulpturen zu gelangen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten vermittelt Corman diese Entwicklung sogar recht glaubhaft, was nicht zuletzt an der Performance von Dick Miller liegt, der den Mörder hier durch seinen beachtlichen Einsatz trotz allen Wahnsinns ein Stück weit sympathisch erscheinen lässt.
Der Restliche Cast vermag hingegen nicht besonders zu begeistern, speziell Walters Chef fällt hier durch unangenehmes Überchargieren negativ auf. Zwar bereichert seine Rolle den Film um eine weitere Facette, denn der Cafebesitzer ist der einzige, der Walters tödliche Arbeitsweise durchschaut, dieses Wissen aber nicht preisgibt, da die allgemeine Begeisterung, die sein Kellner entfacht, seinen Umsatz beachtlich steigert, doch wirkt das überdramatisierte Zurückschrecken vor Walters Skulpturen auf Dauer etwas albern. Ansonsten sind alle Figuren im Grunde austauschbar, dienen zumeist entweder als Opfer oder als Lückenfüller und führen dabei mehrheitlich belanglose Dialoge.
Dementsprechend wissen im Grunde auch nur die Szenen zu gefallen, an denen Dick Miller beteiligt ist. Miller, der später neben Rollen in zahllosen Serien unter anderem noch im zweiten Gremlins-Teil, dem wunderbar albernen Evil Toons und dem Geschichten aus der Gruft-Ableger Demon Knight Auftritte zu verzeichnen hatte, scheint dieser Film und speziell seine Rolle ganz besonders ans Herz gewachsen zu sein. Denn im Laufe seiner langen Karriere hat Miller immer wieder Nebenrollen bekleidet, die den Namen seines A Bucket of Blood-Charakters - Walter Paisley - trugen, darunter die beiden Joe Dante-Streifen Hollywood Boulevard und The Howling. Leider trifft man so etwas heutzutage praktisch überhaupt nicht mehr an.
Ebenso wenig stößt man heute auf Filme wie A Bucket of Blood, der trotz seiner Einfachheit und der oftmals viel zu zähen Dialogszenen wunderbar zu unterhalten weiß und neben feinstem Trash auch durchaus als Komödie überzeugen kann. Wenn beispielsweise genau in dem Augenblick ein Zeitungsjunge mit der Nachricht vom Verschwinden eines Mannes auf den Lippen über die Straße läuft, in dem Walter einem seiner Bewunderer sein neuestes Werk enthüllt, überschreitet der Film durchaus die Grenze zur Parodie. Welche dieser belustigenden Elemente nun beabsichtigt waren und welche mehr unfreiwillige Komik verbreiten, soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Viel lieber erfreuen wir uns an den kuriosen Ideen und lassen uns die grandios bekloppte letzte Dialogzeile des Films, der übrigens 1995 ein TV-Remake namens Roger Corman presents ‚Bucket of Blood’ erfuhr, auf der Zunge zergehen.

Mittwoch, 21. November 2012

Filmtagebuch: Iron Sky (2012)

Nazis auf dem Mond planen die Invasion der Erde. Das ganze in einem vollkommen unernst gemeinten und bis in die Lederstiefelspitzen durchgestylten Film. Ein Film, dem bereits ein heikler Ruf, eine vermutlich unangemessene Popularität und ganz sicher eine völlig überzogene Erwartungshaltung vorauseilt. Schlechte Voraussetzungen also, um einigermaßen unvoreingenommen an diese 90 Minuten bizarrer Unterhaltung heranzutreten. Wem dies dennoch gelingt, der kann gewaltigen Spaß an Iron Sky haben, denn neben bis zum Erbrechen durchexerzierten Klischees, die aber auch manchmal so lächerlich sind, dass man schon wieder drüber lachen kann, und so manchem Dampfhammer-Gag findet sich auch viel subtiler Humor der unkorrekteren Sorte. Wäre der Film aus dem Underground als Geheimtipp durchgestartet, würde er ganz bestimmt schon heute als Klassiker gelten. Mit dieser Vorgeschichte jedoch musste er an den Erwartungen des Publikums scheitern.

Sonntag, 18. November 2012

Filmtagebuch: The Oxford Murders (2008)

Martin (Elijah Wood) kommt als Student nach Oxford, wo er um jeden Preis vom legendären Professor Arthur Seldon (John Hurt) als Doktorvater betreut werden will. Nach einer ersten Konfrontation, in der das Mathe-Genie den Amerikaner eiskalt abblitzen lässt, bringt das Schicksal die beiden schließlich doch noch zusammen, als sie zeitgleich die Leiche einer gemeinsamen Bekannten entdecken. Da der Mord als solcher kaum erkennbar ist und Seldon mit einer mysteriösen Nachricht zum Tatort gelockt wurde, kommen die beiden zu dem Schluss, dass ein Serienkiller sich mit dem Professor messen möchte und nach einer mathematischen Formel Menschen tötet.
Das Zusammentreffen von britischem Krimi und dem exzentrischen Regisseur Álex de la Iglesia (Perdita Durango, Mad Circus) lässt aufhorchen und auf ein Fest für alle Sinne hoffen. Doch zur großen Überraschung - oder auch Ernüchterung - blitzt der visionäre Stil des Spaniers nur in ein, zwei Szenen auf, während sich der Rest der Inszenierung nicht sonderlich von britischen TV-Krimis abhebt. Etwas spektakulärer kommt dafür das Drehbuch daher, auch wenn es an vielen Stellen arg konstruiert wirkt. Die philosophischen Sinnfragen, die sich als Leitmotiv auch im Storyverlauf wiederfinden, halten The Oxford Murders aber genau wie die zu erwartenden Plottwists spannungsmäßig oberhalb des Durchschnitts. 
Ähnlich ambivalent wie Inszenierung und Drehbuch fallen auch die schauspielerischen Leistungen aus. Seldons aristokratisch angehauchte Rolle wird von John Hurt durch und durch verkörpert und hätte idealer kaum besetzt werden können. Elijah Wood spielt zwar mit viel Hingabe und Lederjacke gegen sein Hobbit-Image an, doch den Womanizer, der zwischen seinen akademischen Höchstleistungen noch zwei Frauenherzen bricht, kauft man ihm nun wirklich nicht ab. Insgesamt fehlt dem Film ein wenig das Besondere, doch als spannende Heimkino-Unterhaltung zum Miträtseln taugt The Oxford Murders allemal. 

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Filmtagebuch: Das Wiegenlied vom Totschlag (1970)

Ein Kavallerie-Trupp wird von Indianern massakriert. Einzige Überlebende sind der Soldat Honus Gent und Cresta, die gerade erst aus den Händen der Cheyenne befreit worden war, wo sie als Frau des Häuptlings Gefleckter Wolf lebte. Die Zeit unter den Indianern hat Cresta stark geprägt und weder passt die rülpsende und fluchende Frau zu dem braven Soldaten, noch lassen sich ihre durch die Gräueltaten weißer Männer gegenüber den Eingeborenen beeinflussten Ansichten mit dem naiven Patriotismus von Honus vereinbaren. Auf dem gemeinsamen Weg zu einem sicheren Fort wachsen die beiden aber schließlich doch zusammen, bis Honus genau wie Cresta die Verbrechen der Armee verurteilt. Zu spät, wie beide bald erkennen müssen, denn ein grausamer Vergeltungsschlag für den Überfall wird sich nicht mehr aufhalten lassen.
Ralph Nelsons Soldier Blue gilt als einer der umstrittensten Western überhaupt. Das ist nur zu verständlich, zeigt der Film doch zum einen unfassbar explizite Grausamkeiten und stellt zum anderen erstmals das romantisch verklärte Wertesystem des amerikanischen Westerns auf den Kopf. Nelson ahmt zugleich nach und nimmt vorweg, indem er die Brutalität des Italo-Westerns übernimmt und die kritische Auseinandersetzung mit den Indianerkriegen als einer der ersten Filmemacher thematisiert. Ebenfalls an europäische Western angelehnt sind die pessimistische Grundstimmung und das völlige Fehlen des wirklich "Guten". Honus verteidigt in seiner Unwissenheit den Völkermord, Cresta ist von den Indianern traumatisiert, verachtet aber auch die Weißen. Und während diese ohnehin als mordlüsterne Sadisten gezeichnet werden, taugen auch die Ureinwohner Amerikas mit ihren grausamen Ritualen kaum als Identifikationsfiguren.
Das Wiegenlied vom Totschlag erweist sich letztlich als durch und durch unangenehmer Film, der ohne echte Protagonisten einem beinahe unerträglich schockierendem Finale entgegen taumelt. Inszenatorisch kann Nelson weder seinen italienischen, noch amerikanischen Vorbildern das Wasser reichen, und auch Story und Dialoge sind andernorts ausgereifter. Die historische Bedeutung und erst recht die einem Tiefschlag gleichkommende Wirkung kann man dem Film jedoch um nichts in der Welt absprechen. Pflichtveranstaltung für jeden Western-Fan!

Mittwoch, 19. September 2012

Filmtagebuch: Mad Circus (2010)

1937, Spanien ist vom Bürgerkrieg aufgerieben, als Milizen eine Zirkusvorstellung stürmen und die Artisten zwangsrekrutieren. Im Handumdrehen findet sich der Clown mit einer Machete bewaffnet im blutigen Kampf gegen Faschisten wieder. Mehr als 30 Jahre später heuert sein Sohn Javier als "Trauriger Clown" in einem Zirkus an. Hier begegnet er der schönen Natalia, in die er sich prompt verliebt, die jedoch bereits an Sergio vergeben ist. Dieser gibt in der Manege den "Lustigen Clown", erweist sich aber im wahren Leben recht schnell als ausgemachter Sadist, vor dessen Gewaltausbrüchen weder Natalia, noch sonstjemand sicher ist. Javier ist gewillt, seine Angebetete vor dem Tyrannen zu retten, doch offenbar fühlt sich die blonde Schönheit von der Brutalität ihres Mannes eher erregt denn abgestoßen. Eine Spirale von Begierde, Wut und Verzweiflung setzt sich in Gang, die unweigerlich alle drei Figuren ins Verderben ziehen wird. 
Álex de la Iglesia (Perdita Durango, El día de la bestia, 800 Bullets) verarbeitet in seiner Ballade von Liebe und Tod, so der dem Originaltitel Balada triste de trompeta etwas näher als der kommerziell wohl vielversprechendere "deutsche" Titel Mad Circus stehende Titelzusatz, die Geschichte seines Landes auf die denkbar groteskeste Weise. Eine bizarre Zirkustruppe als Repräsentanten der Gesellschaft zwischen Liebe, Hass und den Wirren von Krieg und Diktatur. Knallbunt, abgefahren und brutal - und von der ersten bis zur letzten Sekunde verdammt hintergründig.

Sonntag, 16. September 2012

Filmtagebuch: 66/67 - Fairplay war gestern (2009)

Was das Autoren- und Regie-Duo "Ludwig & Glaser" hier geschaffen haben, lässt sich nur schwer als Ganzes beschreiben. Man kann 66/67 als typischen Fußball- oder Hooligan-Film sehen, wird dann jedoch über die wenigen Gewaltszenen enttäuscht sein. Die Erzählstruktur legt einen Vergleich zu Gang- oder Drogen-Filmen wie Trainspotting nahe, doch das wäre eine allzu oberflächliche Betrachtungsweise. Am ehesten will der Film selbst offensichtlich in die Richtung Coming-of-Age gehen, da ihm aber auch das nur zum Teil gelingt, darf man 66/67 wohl getrost als eine ungewöhnliche Mischung aus all diesen Genres bezeichnen. Das Thema Fußball und Gewalt ist dabei selbstverständlich immer präsent, gerät allerdings letztlich zum Vehikel für die Charakterisierung der sechs zentralen Figuren.
Florian und Otto stehen dabei im Vordergrund, der eine Anführer und Sprachrohr der sechs gewalttätigen Fans von Eintracht Braunschweig (welche sich die titelgebende Saison, in der der Verein das einzige Mal Deutscher Meister wurde), der andere der quirligste und explosivste unter den Kumpels. Während Florian sein bereits erfolgreich erworbenes Diplom vor Vater und Freundin geheimhält, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, seine Rolle in der Truppe für einen möglichen Job opfern zu müssen, hadert Otto mit seiner Homosexualität, die ihn in der Hoolszene angreifbar macht, wobei seine extreme Aggressivität eine schwule Beziehung in unerreichbare Ferne rückt. Ihre jeweiligen Verhaltensweisen rechtfertigen die beiden dabei mit äußerster Irrationalität. Selbstgerecht und ignorant und schließlich mit dem Rücken an der Wand stehend, sich in vermeintliche Loyalität, Ehre und Stolz und letztendlich in Gewalt flüchtend.
Von den anderen vier Freunden sticht lediglich der nerdige Christian hervor, der sein Leben bereits bis ins Jahr 2054 akribisch durchgeplant hat. Als er seine Vorstellungen von Beruf und Familie plötzlich vor dem Kollaps sieht, entlädt sich dieser Frust in einem Gewaltexzess. Christians Welt ist allerdings nicht die einzige, die vor dem Einsturz steht. Die Hool-Truppe zerbröckelt langsam aber sicher, nachdem sich mehr und mehr Mitglieder einem bürgerlichen Leben widmen und der Gewalt den Rücken kehren, und auch die Eintracht selbst steht vor dem Absturz in die Viertklassigkeit.
In der Breite scheitert 66/67 letztlich an der etwas zu weitläufigen Welt, die der Film aufbaut. Sechs Schicksale beleuchtet man nicht mal so eben in zwei Stunden, auch nicht wenn nur zwei, allenfalls vier davon wirklich in die Tiefe gehen. Hier bleibt einfach zu viel ungeklärt und unerklärt, was aber in gewisser Weise auch zur Irrationalität der Figuren passt. Allerdings sind da ja auch noch die Komponenten Fußball und Gewalt, die eigentlich nur angerissen werden und die Hauptklientel, die der Film anlocken dürfte, enttäuschen wird. Als kruder Genremix von einer Milieustudie funktioniert 66/67 dann aber vor allem dank der unbeschreiblich intensiv und authentisch spielenden Hauptdarsteller ausgesprochen gut.

Sonntag, 2. September 2012

Filmtagebuch: Nazi Sky (2012)

Tief unter der Antarktis, im Innern der Erde, bereitet eine Armee von Nazis, die den Krieg überlebt haben, das 4. Reich vor. Allen voran der diabolische Dr. Mengele, dem es sogar gelingt, Adolf Hitler höchstpersönlich zu neuem Leben zu erwecken. Genauer gesagt dessen Kopf in einem Roboterkörper...
Noch Fragen? Die Schrott-Schmiede The Asylum wirft sich ins Fahrwasser von Iron Sky - auch wenn man selbst so tut, als hätte man nie etwas von diesem anderen Nazis-bereiten-den-Angriff-auf-unsere-Welt-vor-Flick gehört. Immerhin: Während der deutsche Titel den Film zu einem reinrassigen Mockbuster degradiert, kommt Nazis at the Center of the Earth auf dem internationalen Markt nicht ganz so plump daher. Und wird dem Film nebenbei bemerkt auch weitaus mehr gerecht. Denn trotz aller Abwegigkeit ist es Regisseur Joseph J. Lawson gelungen, einen stimmigen, rasanten und bis auf einige der CGI-Effekte professionellen Film zu erschaffen. Ein Schlüssel dazu ist der totale Verzicht auf das gängige Genre-Muster, die eine oder andere Nebenhandlung einzustreuen, womit zwar üblicherweise Zeit gut gemacht wird, was aber auch oft zum Gähnen anregt. Lawson teilt vielmehr seinen Film in vier stilistische Teile auf und sorgt damit immer wieder aufs Neue für Überraschungen. Nazis at the Center of the Earth beginnt in seiner Exposition als handelsüblicher Kriegsfilm. Nach dem Sprung ins Jahr 2012 und in die Antarktis steht der Abenteuer-Teil ins Haus, in dem ein Forscherteam den Eingang zum Erdinnern findet und die geheimnisvolle Jules Vernes-Welt unter dem Ewigen Eis erkundet. Von Mengele und seinen SS-Schergen umstellt, verwandelt sich das Abenteuer der jungen Wissenschaftler in einen Horrortrip alter Schule. Der Schlächter von Auschwitz zwingt sie dazu, ihm bei seinen perversen Experimenten behilflich zu sein, und wer nicht folgt, der findet sich schnell als Versuchsobjekt wieder. Dieser dritte Abschnitt ist ganz sicher der stärkste im Film, spielt er doch gekonnt mit der Verbindung aus Nazithematik, Horrorelementen und einigen ansehnlichen Splattereinlagen. Einzig der durchexerzierte Gang in die "Duschen" wirkt etwas unnötig und damit spekulativ geschmacklos. Im letzten, Sci-Fi-artigen Viertel darf sich dann Hitler himself so richtig austoben, sich in seiner an Futurama erinnernden Wasserglocke stets an der Grenze zur Lächerlichkeit bewegend.
Wer eine raffinierte Handlung erwartet oder sich von miserablen Digitaleffekten abschrecken lässt (wobei einige auch annähernd realistisch wirken, Dinge wie ein Schneemobil, das etwa die Qualität eines 90er-PC-Games hat, bleiben jedoch ganz einfach im Hinterkopf), soll halt die Finger davon lassen. Ohne derartige Ansprüche und mit auf Sparflamme gestelltem Verstand lässt sich Nazis at the Center of the Earth vorzüglich genießen. Ganz sicher der beste Film aus dem Hause Asylum.

Freitag, 31. August 2012

Filmtagebuch: Spiel mir das Lied vom Tod (1968)

Sergio Leones C'era una volta il West stellt auch und vor allem nach mehr als vier Jahrzehnten so etwas wie den Inbegriff des Kinos dar - den des Westerns ohnehin. Das opernhafte Mammutwerk quillt geradezu über vor unsterblichen Stars in noch unsterblicheren Rollen, vor unvergesslichen und ein ganzes Genre prägenden Bildern, deren Epigonen längst unzählbar sind, und vor ganz großen Emotionen. All das getragen von Ennio Morricones monumentalem Score, der sich mit seinen von simplen Geräuschen bis hin zu komplexen Arien reichenden Klängen in die Köpfe von Generationen festgebrannt hat.
Inhaltlich geht es um ein Stück Land, das sich als profitabel erweist, da es den einzigen in Frage kommenden Baugrund für einen neuen Bahnhof beinhaltet. Nachdem der Besitzer ermordet wurde, will nun seine Ehefrau Jill den Bau in die Hand nehmen, was die Mörder ihres Mannes verhindern wollen. Doch die Witwe erhält Unterstützung von dem Ganoven Cheyenne und einem geheimnisvollen Fremden mit einer Mundharmonika.
Die oberflächlich typische Western-Handlung, die sich am Ende noch zu einer Rachegeschichte wandelt, ist natürlich doppelbödig zu verstehen. Die Ankunft der Eisenbahn markiert zugleich das Ende des Wilden Westens. Die alten Strukturen werden aufgelöst, Revolverhelden stehen nicht mehr am Ende der Nahrungskette, sondern einzig das Geld ist es noch, das einem Menschen zu Macht verhilft. 
Dieser Abschied vom alten Westen ist auch ein Abschied Leones vom Western. Und ähnlich wie es seinen Figuren in Spiel mir das Lied vom Tod ergeht, lieferte auch der Regisseur mit diesem unfreiwilligen Schwanengesang sein Meisterstück ab. Eigentlich wollte er nie wieder einen Western machen, doch da das Studio ihm dies als Voraussetzung auferlegte, um sich seinen Wunsch, Once upon a Time in America zu drehen, zu erfüllen, willigte der Italiener ein. Der Rest ist Filmgeschichte und bringt auf erhabene Weise und mit einer anbetungswürdig pessimistischen Grundstimmung all das zu Ende, was Leone selbst einst mit Für eine Handvoll Dollar aus der Taufe gehoben hatte.

Donnerstag, 30. August 2012

Filmtagebuch: Das Omen (2006)

Herrje, Remakes sind ja von Natur aus schon ein Ärgernis an sich, doch die Neuauflage von Richard Donners Horror-Klassiker aus dem Jahre 1976 schafft es tatsächlich, das Wort "überflüssig" ganz neu zu definieren! Das Tragische daran ist, dass bei diesem Omen eigentlich ein ganz guter Okkult-Streifen herausgesprungen ist.
Bloß, was nützt dies, wenn es sich dabei praktisch um eine 1:1-Kopie des Originals handelt? Namen, Handlung, im Prinzip so gut wie jede einzelne Szene sind unverändert übernommen worden. Nennenswerte Modernisierungen? Neue Sichtweisen? Wie auch immer geartete Neuerungen mit Hand und Fuß? Alles nicht auszumachen. Was Regisseur John Moore hier abliefert, ist nicht mehr und nicht weniger als Dienst nach Vorschrift: den ollen Gregory Peck durch den schneidigen Liev Schreiber ersetzt, die bezaubernde Lee Remick durch Julia Stiles, die sich in der Tat als Idealbesetzung für die Katherine Thorn des neuen Jahrtausends entpuppt, und ansonsten den gesamten Film einmal durch die Hochglanz-Politur geschickt. Eine der wenigen Änderungen betrifft den Tod des investigativen Fotografen Keith Jennings. Zwar wird er heute wie damals geköpft, doch der Unfallhergang wurde im Remake an den Anfang des Films verfrachtet, wo der amerikanische Botschafter sein Ende findet, womit erklärt wird, warum der kleine Damian in London aufwächst. Die neue Version der Enthauptung erinnert indes - wie übrigens die meisten Todesfälle im neuen Das Omen - markant an die Final Destination-Filme, was dem Film doch einiges an Ernsthaftigkeit kostet. 
In Unkenntnis des Originals mag man Gefallen am Film und seinen durchaus vorhandenen Schockmomenten finden. In puncto Atmosphäre und Wirkung kann Moores Omen allerdings nicht im Geringsten mithalten. Und aufgrund der wenigen Änderungen muss auch die Frage nach der Daseinsberechtigung gestellt werden. Zumal der neue Damian eher an Roseannes Sohn DJ erinnert, womit sich beim Zuschauer eher Antisympathie denn Furcht breit macht. Einziger echter Clou des Films ist die Besetzung von Mia Farrow (Rosemary's Baby) als diabolisches Kindermädchen.

Mittwoch, 29. August 2012

Filmtagebuch: Red State (2011)

Die ultrakonservative Five Points Trinity Church, bekannt für aufsehenerregende Demonstrationen gegen Homosexuelle, geht hinter ihren Kirchenmauern sehr viel weiter, als Außenstehende glauben gemacht werden. Sünder werden entführt und im Rahmen der täglichen Gottesdienste ihrer "gerechten" Strafe zugeführt: dem Tod. Als ein Polizist durch einen Zufall Zeuge einer Schießerei auf dem Sektengelände wird, dauert es nicht lange, bis sich Kultführer Abin Cooper und die Seinen von einem S.W.A.T.-Team umzingelt sehen. Die fanatischen Gläubigen sind nicht gewillt, sich lebendig zu ergeben, aber auch die Befehle des Einsatzleiters beschwören ein grausames Blutbad herauf. Zwölf Jahre nach seinem Dogma hielt Regisseur Kevin Smith die Zeit offenbar für gekommen, einen weiteren Religionsfilm zu drehen. Und dabei seinem Frust freien Lauf zu lassen...
Denn Red State ist so etwas wie ein filmischer Rundumschlag, eine Abrechnung mit beiden Seiten dieses Konflikts. Die Methoden der Sekte wirken zugleich beängstigend und irrational. Der offensichtliche Widerspruch zwischen gepredigter Liebe und brutalem Mord lässt den Gottesdienst zu einem bizarren Stück Anschauungsmaterial zum Verständnis von religiösem Fanatismus werden. Dabei serviert Smith uns diese Szene derart unangenehm, dass wir uns bloß wünschen, sie möge schnell vorübergehen. Die gefesselten "Sünder", die als wimmernde Opfer statt Altären auf der Kanzel stehen, der rattenfängerische Prediger, der voller scheinbarer Gutmütigkeit nackten Hass und blanke Furcht propagiert. Und vor allem die ihm zustimmende, ja krankhaft begeisterte Gemeinde, ganze Familien, die ihren Kindern keinen Ausweg aus dem Sektenleben gestatten.
Doch auch die Staatsmacht bekommt ihr Fett weg, wobei sich die eigentliche Kritik weniger gegen den Umgang mit verblendeten Christen richtet, sondern gegen den mit möglicherweise unbescholtenen Andersgläubigen. Um einen Skandal zu vermeiden, nimmt die Regierung den Tod der Kinder der Five Pointers in Kauf und möglich macht all das der gute, alte 9/11! Keine moralische Abartigkeit scheint unmöglich unter dem Rettungsschirm "War on Terror".
Inszenatorisch hervorragend und dank Haudegen wie John Goodman und dem beängstigend fesselnden Spiel von Michael Parks darstellerisch schlicht genial, weiß Red State mit seiner räudigen, pessimistischen Art auf ganzer Linie zu überzeugen.

Sonntag, 26. August 2012

Filmtagebuch: Gott vergibt - Wir beide nie! (1967)

Dio perdona... Io no! oder Gott vergibt... Django nie!, wie ihn ein deutscher Verleih ebenfalls vermarktete, markiert die Geburtsstunde des Traumduos Infernale Terence Hill und Bud Spencer (sieht man vom 1959 entstandenen Hannibal ab, in dem die beiden lediglich in einer Nebenrolle (Hill) beziehungsweise als Statist (Spencer) und noch als Mario Girotti und Carlo Pedersoli zu sehen sind). Doch auch Gott vergibt kann noch nicht mit den üblichen Spencer/Hill-Trademarks aufwarten, sondern kommt als knallharter Italowestern daher. Gleich zu Beginn wird eindrücklich unterstrichen, dass hier im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen gemacht werden. Bei einem Eisenbahnüberfall beißen sämtliche Mitreisende kaltblütig und bildfüllend ins Gras, lediglich einer lebt gerade noch lange genug, um Bud Spencers Charakter auf die richtige Fährte zu bringen.
Ganz wie in ihren späteren gemeinsamen Klassikern tun sich die beiden ungleichen Haudegen auch hier aus reiner Berechnung zusammen und sollen sich im Verlauf der Handlung noch das eine oder andere Mal den Rücken kehren. Die markigen Sprüche, die überspitzten Schlägereien und auch die kultigen Ohrwurm-Melodien sucht der Zuschauer jedoch vergebens. Statt lockerem Klamauk bestimmt die düster-harte Stimmung den Film. Und dennoch brodelt bereits in diesem Duo-Debüt die Chemie zwischen den beiden späteren Stars. Aufgewärmt wurde das ganze dann folgerichtig mit vielen Schnitten und einer neuen, launigen Synchronisation unter dem Titel Zwei vom Affen gebissen.
Im Vergleich zur ernsthaften Originalversion tut diese Schnittfassung allerdings eher weh, auch wenn es filmhistorisch spannend ist, die beiden Varianten zu vergleichen.

Samstag, 25. August 2012

Filmtagebuch: Hai Attack (2011)

Dieses unerfreuliche, kleine Machwerk greift nicht nur nach der Krone für den beschissensten Filmtitel aller Zeiten (noch vor All die schönen Pferde!), er schickt sich auch an, die Meisterschaft im Etikettenschwindel zu erringen. Lädt der Slogan "Piranhas sind die kleinen Fische!" noch zum Schmunzeln ein - auch wenn sich der offensichtlich zur Bauernfängerei angedachte Vergleich mit Ajas Genre-Hit Piranha profund verbietet - stimmen die Werbeslogans schon ärgerlicher. Hai Attack (wie spricht man den Titel eigentlich aus?) macht mitnichten "einfach Spaß", und was das Onlineportal der Zeitschrift Cinema zu der Aussage "Hier wird nicht mit Blut und nackter Haut gegeizt!" getrieben haben mag, wird wohl auf ewig ein ungelöstes Rätsel bleiben. Traurige Tatsache ist, dass man sowohl nackte Haut als auch nennenswerte Effekte vollkommen vergeblich sucht. Doch damit nicht genug der Beutelschneiderei. Kackdreist wirbt man auf der Blu-ray-Hülle damit, den Regisseur von Universal Soldiers und Lake Placid verpflichtet zu haben. Der gute G.E. Furst (eigentlich Griff Furst - der Mann hat bis zu seinem 30. Lebensjahr bereits satte sechs Pseudonyme verschlissen) zeichnete allerdings nicht für den durchaus ansehnlichen und vor allem relativ populären Kroko-Horror mit Bill Pullman und Bridget Fonda verantwortlich. Vielmehr hat er den eher bescheidenen dritten Teil dieser Reihe inszeniert. Ein bedauerlicher Druckfehler, sicher ohne jede Absicht. Da muss man ja beinahe dankbar dafür sein, dass die Layouter beim Hinweis auf Universal Soldiers nicht versehentlich den letzten Buchstaben verschusselt haben.
Neben derlei, nun ja, Ungereimtheiten ist Swamp Shark, so der weitaus griffigere und stimmigere Originaltitel, nicht wirklich der Rede wert: Irgendein nicht allzu tiefgründig klassifizierter Monsterhai gerät versehentlich in einen Fluss, auf dem gerade die alljährliche Gator-Party ansteht, die der an der Misere nicht ganz unschuldige Sheriff nicht abblasen will. Kirsty Swanson und ein paar andere ganz sympathische Darstellerinnen quälen sich durch die Handlung, ohne auch nur ein einziges Wasser-Tier-Horror-Klischee zu umschiffen. Alles wie gehabt, nur viel schlechter. Die Hai Attacken sind grausam, blutleer und weisen ein dramatisch schlechtes Timing auf, während die Story sich gelegentlich selbst nicht ganz folgen zu können scheint. Nach dem genreüblichen Jagdausflug, bei dem die Gruppe von einem Hai angegriffen wurde, ihn also bereits vor Augen hatte, freuen sie sich wie die Kinder über einen Kadaver (übrigens der einzige echte Gore-Effekt),  an dem Bissspuren beweisen, dass es sich nicht um Alligatoren, sondern um einen Hai handelt. Die Dialoge reichen von einem grenzdebilem "Der Hai reagiert gar nicht [auf die Scharfschützengewehrkugeln, die ihn um einige Meter verfehlt haben]" bis hin zu einer grenzenlos überheblichen Möchtegern-Hommage an Predator
Ein einziges Mal funktioniert das ansonsten schon bemitleidenswerte Hangeln von einem Genreklassiker zum anderen dann aber doch: Als in einer komplett aus Der weiße Hai kopierten Szene eine Gasflasche nach einem Gewehrschuss aus dem Maul der Monsters fliegt, statt darin zu explodieren (wie in Jaws), kommentiert einer der männlichen Knallchargen den Versuch mit "Das konnte nicht funktionieren!" Und auch das direkt anschließende Finale versöhnt am Ende dann doch ein bisschen, denn im Gegensatz zum kompletten Rest des Films hat man in dutzenden Shark-Flicks einen derartigen Jagderfolg noch nicht gesehen.

Dienstag, 14. August 2012

Filmtagebuch: Unter zehn Flaggen (1960)

Unfassbar, dass die sicherlich spektakulärste Kriegsliste der Nazis der breiten Öffentlichkeit bis heute nahezu unbekannt und der einzige auf ihr basierende Film nahezu verschollen ist. Dabei entpuppt sich Unter zehn Flaggen nicht nur als äußerst guter, sondern in einigen Belangen auch außergewöhnlicher Kriegsfilm.
Erzählt wird die Geschichte der Atlantis, eines deutschen Hilfkreuzers, der sein Äußeres verändern und sich als ziviles Schiff getarnt britischen und alliierten Handelsschiffen nähern konnte. Mit Holzbauten wurden die Geschütze verdeckt und selbst die Crew passte ihre Garderobe der Tarnung an. Was danach klingt, als hätte James Bond-Mastermind Q zunächst für die Nazis gearbeitet, bevor er in den Geheimdienst Ihrer Majestät wechselte, beruht tatsächlich auf wahren Begebenheiten. Ebenso wie die ungewöhnlich positive Darstellung des deutschen Kapitäns, der seine Mission mit minimalem Blutvergießen erfüllen will und alle Gefangenen - auch die jüdischen (darunter Gian Maria Volonté (Für eine Handvoll DollarFür ein paar Dollar mehr) in seiner ersten Rolle) - gut behandelt. Gewürdigt wird dies auch in Form der in Kriegsfilmen noch bis weit nach Unter zehn Flaggen äußerst seltenen Konstellation eines deutschen Protagonisten, der von seinem britischen Gegenspieler nicht nur als ebenbürtiger Widersacher, sondern ebenso als Mensch anerkannt wird. Ein bemerkenswertes Stück Geschichte, das in einem ebenso bemerkenswerten Film aufgearbeitet wurde.

Samstag, 11. August 2012

Filmtagebuch: Der Horror-Alligator (1980)

Ein kleiner, niedlicher Alligator, der als Haustier nicht mehr erwünscht ist, wird im Handumdrehen die Toilette heruntergespült und findet sich in der Kanalisation wieder. Dort stellt sich natürlich das Problem der Nahrungsaufnahme, für welches das örtliche Pharma-Unternehmen unverhofft eine Lösung parat hat. Für nicht zugelassene Forschungen wird ein Hundefänger für Beschaffung und Entsorgung zahlloser Tiere unter dem Tisch bezahlt. Die mit Steroiden vollgepumpten Kadaver werden so zum Buffet für die Echse und führen schließlich zu einer immensen Gewichtszunahme.
Ach, was waren das noch Zeiten... 1980 konnte man sich getrost in einen Mockbuster wie Alligator setzen und wusste zwei Dinge: dass hier Jaws in zum Teil einstellungsgetreuer Weise nachgeeifert wird und dass es keinerlei CGI-Dreck zu befürchten gibt! Und ja, Spielbergs Klassiker stand hier mehr als offensichtlich Pate, vom Kniff, das Monster bis in die zweite Hälfte hinein nur andeutungsweise zu zeigen, bis zu einzelnen Szenen, die beinahe 1:1 nachgestellt wurden. Und ja, hier gibt es handgemachte Effekte und keinen Müll aus der Konserve. Gummipuppen, Animatronics und echte Reptilien kamen zum Einsatz und wirken zwar nicht immer realistisch, aber weitaus intensiver als jede Animation.
Natürlich gibt es kein ausgefeiltes Drehbuch oder eine wasserdichte innere Logik, aber das knackige Erzähltempo, die guten Creature- und Gore-Effekte und der sympathische Cast sorgen für solide Unterhaltung auf hohem B-Film-Niveau. 

Filmtagebuch: 2-Headed Shark Attack (2012)

Der Hingucker-Effekt ist bei neuen Monster-Movies immer schwerer zu erzielen, seit mit Filmen wie Mega Python vs. Gatoroid oder Sharktopus das Feld der überdimensionierten oder absurd mutierten Raubtiere nahezu abgegrast schien. Die Trash-Schmiede The Asylum hat aber selbst im Jahr 2012 noch eine Spinnerei in der Hinterhand und lässt einen Hai mit zwei Köpfen auf die Menschheit los. Beziehungsweise auf eine Gruppe Studenten, die ihre Luxuskörper über irgendeine Insel im Südpazifik spazieren führen, womit von der exploitativen Seite aus betrachtet die denkbar günstigsten Bedingungen herrschen.
Leider kann 2-Headed Shark Attack dieses wunderbar bestellte Feld, auf dem sich manche Trash-Bombe mal so richtig ausgetobt hätte, überhaupt nicht nutzen. Story, Spannung, Humor: Fehlanzeige. Der Versuch, der Handlung zu folgen, ist genauso unnötig wie jener, sie hier wiederzugeben. Da ist halt dieser zweiköpfige Hai, der sich nach und nach seine Opfer sucht und dazu aufgrund deren bescheuerten Verhaltens auch reichlich Gelegenheit findet. Mitfiebern ist hier definitiv nicht angesagt. Und wie das Monster dann am Ende erledigt wird, ist geradezu ein Angriff auf die Intelligenz des Betrachters. Doch all das und selbst die durchwachsenen Hai-Animationen, die hin und wieder echte Klasse aufblitzen lassen, nur um in der nächsten Szene wieder allenfalls Game Boy-Niveau zu erreichen, ist kein annähernd so großes Ärgernis wie die unterirdische Besetzung. Die miesen Darsteller verderben auf Dauer das Vergnügen, das 2-Headed Shark Attack ansonsten trotz bestechender Unlogik hätte werden können. So reicht es nur zu einem Platz im Kino-Kuriositäten-Kabinett und zu ein paar Lachern, etwa wenn der Doppelkopf-Hai mit sich selbst um die Beute ringt.

Donnerstag, 9. August 2012

Filmtagebuch: The Call of Cthulhu (2005)

Daran, die einzigartige Welt, die Howard Phillips Lovecraft in seinen Schauergeschichten erschaffen hat, in bewegte Bilder zu hüllen, sind bereits die unterschiedlichsten Regisseure grandios gescheitert. Kaum eine "echte" Lovecraft-Verfilmung reicht auch nur im Entferntesten an die visionäre Kraft der Vorlage heran. Dagon und Re-Animator kommen einem hier spontan in den Sinn - und dann lange nichts. Ansonsten vermögen eher jene Werke gelegentlich zu überzeugen, welche keine direkte Umsetzung einer Lovecraft-Erzählung darstellen, sondern sich selbst lediglich als vom Autor "inspiriert" oder auf dessen "Motiven beruhend" bezeichnen. Das Ding aus einer anderen Welt, Tanz der Teufel (beziehungsweise die gesamte Evil Dead-Reihe) oder Hellboy - sie alle machen sich Ideen, Namen und Gegenstände zunutze, die aus der Feder H.P. Lovecrafts stammen. Beinahe könnte man sagen, je weiter entfernt von der Vorlage, desto besser die Verfilmung.
Geradezu konträr stellt sich der Ansatz der HPLHS - der H.P. Lovecraft Historical Society - dar. The Call of Cthulhu bewegt sich nicht nur sehr nah am wohl berühmtesten Werk des Autors aus Providence, sondern strebt durch den Eindruck, zu einer ähnlichen Zeit entstanden zu sein wie der Text, nach maximaler Authentizität: in Form eines Stummfilms. 
Dieses Format bringt neben der gefühlten Nähe zum Stoff - schließlich entstand "Der Ruf des Cthulhu" nicht nur in den 1920ern, auch die Ereignisse tragen sich zu jener Zeit zu - auch den Vorteil mit sich, dass sich die simpel aber mit viel Liebe konzipierten Effekte so homogen in den optischen Stil einbetten, wie es High-End-FX in einem aktuellen Blockbuster tun, womit beide eine vergleichbare Wirkung erzielen. Und so kommt der schwarz-weiße Stop-Motion-Cthulhu trotz minimalem Budget wahrhaft bedrohlich rüber - weil man Animation und Effekte in einem Stummfilm nun einmal so und nicht anders erwartet.
Inhaltlich ist The Call of Cthulhu dank nahezu werksgetreuer Umsetzung ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Was die HPLHS hier geleistet hat, verdient allerhöchsten Respekt und reichlich Sympathie. Ein einmaliger Genuss für wirklich jeden Lovecraft-Liebhaber.

Filmtagebuch: Dagon (2001)

Was 1985 bei Re-Animator wunderbar funktioniert hatte, versprach auch 16 Jahre später Erfolg: Stuart Gordon verfilmt in einer Brian Yuzna-Produktion eine Kurzgeschichte von Howard Phillips Lovecraft. Sich bei diesem Vorhaben ausgerechnet für Dagon zu entscheiden, eine Geschichte, die mehr andeutet als sie preisgibt, hätte sich als Kardinalfehler erweisen können. Doch statt einer mehr als vagen Story einen subjektiven Stempel und dem Zuscheuer seine persönliche Lovecraft-Interpretation aufzudrücken, füllt Gordon die offen gelassenen Aspekte der Shortstory mit Elementen aus anderen Geschichten des Ctulhu-Zyklus. So erinnern Erscheinung und Verhalten der Dörfler stark an die Bewohner in "Schatten über Innsmouth". Ebenso wird mit den Tentakeln auf charakteristische Merkmale aus The Call of Cthulhu zurückgegriffen.
Darüber hinaus wird die Geschichte im Stile eines typischen Euro-Horrors in unsere Zeit verlegt und vier ahnungslose Amis dem Schrecken des Esoterischen Ordens von Dagon, der eine kleine Insel beherrscht, ausgesetzt. Wie sich diese Bedrohung langsam andeutet, etwa beim Anblick der Schwimmhäute oder der Kiemen an Fingern und Hälsen der Einwohnern, um die Überlebenden zunächst heimzusuchen und sich dann in einem Inferno über ihnen zu entladen, bringt schon eine mächtig unheilvolle Stimmung auf den Bildschirm. Vom subtilen Lovecraft'schen Horror sind wir hier natürlich weit entfernt, doch im Rahmen der Möglichkeiten ist Gordon und Yuzna mit Dagon eine atmosphärisch äußerst ansprechende und spannend inszenierte Adaption gelungen. 

Sonntag, 5. August 2012

Filmtagebuch: Berlin '36 (2009)

Im Sommer 1936 gaben sich die Nationalsozialisten noch bis zu einem gewissen Grad weltoffen. Berlin '36 fängt zu Beginn anschaulich die Bemühungen der Deutschen ein, den drohenden Olympia-Boykott des US-Teams zu verhindern. Zähneknirschend wird also die Jüdin Gretel Bergmann in die deutsche Mannschaft berufen, schon im Trainingslager wird sich allerdings zeigen, dass dies nur eine vorübergehende Nominierung sein soll. Die "arischen" Mädchen lassen keine Gelegenheit aus, Gretel zu schikanieren und da der Nationaltrainer offenbar gewillt ist, alle Sportlerinnen gleich zu behandeln, wird dieser kurzerhand ersetzt. Doch Gretel ist nicht allein in der Außenseiterrolle. Ihre Zimmergenossin Marie, die von Beginn an recht eigenbrötlerisch wirkt, entpuppt sich als Mann, was die beiden letztlich zusammenschweißt.
Die wahre Geschichte, auf der Berlin '36 beruht, kam erst Jahrzehnte nach Ende des Krieges zum Vorschein, insofern ist die große Leistung des Films, sie entdeckt und sich ihrer angenommen zu haben. Wie er dies tut, ist allerdings mindestens diskussionswürdig. Look und Ausstattung sorgen zwar für eine realitätsnahe Optik, doch wurde die historische Wahrheit zugunsten der Dramaturgie an einigen Stellen sehr strapaziert. Weder haben die Nazis Marie (oder Dora Ratjen, wie die Figur tatsächlich hieß) zu den Olympischen Spielen eingeschleust, wie es der Film glauben machen will, noch ist die echte Gretel hinter das Geheimnis ihrer Sportlerkollegin gekommen. Außerdem erweisen sich zwei derart sensible Schicksale schnell als zu umfangreich für einen Spielfilm normaler Länge. So bleibt leider vieles offen, unbeantwortet oder kommt über einen interessanten Ansatz nicht hinaus. Stattdessen machen sich die üblichen Klischees und alles andere als unerwartete Wendungen breit.
Ein wenig hat man das Gefühl, dass dieses wirklich außergewöhnliche Thema beinahe verschenkt wurde, wer keine historisch und psychologisch präzise Aufarbeitung erwartet, wird sich aber immerhin nicht langweilen - was vor allem an den Darstellern liegt: Karoline Herfurth ist wie üblich großartig, Axel Prahl übertrifft sich selber und spielt sich als zwischen den Stühlen sitzender Nationaltrainer in die Herzen des Publikums.