Dienstag, 6. Dezember 2011

Filmtagebuch: Goethe! (2010)

Nette, leichte Kost aus deutschen Landen über ausnahmsweise einmal nicht dunkle deutsche Vergangenheit mit einem großartig unsympathischen Moritz Bleibtreu. Perfekter Sonntagnachmittagsfilm.

Dienstag, 12. Juli 2011

Filmtagebuch: Der Name der Rose (1986)

Genialer Krimi mit hochinteressantem Hintergrund vor perfekt inszenierter Mittelalterkulisse mit großartigen Schauspielern. Wer ihn nicht kennt: sofort angucken!

Filmtagebuch: Candyman's Fluch (1992)

Ein Klassiker, der es erst mit der Zeit und auch fast nur in Fan-Kreisen zu diesem Status gebracht hat. Unkonventionell für einen Horrorfilm, doch dadurch nicht weniger packend. Mit ruhigem, dafür aber umso härterem Griff. Einer der wenigen Fälle, in denen eine Verfilmung der literarischen Vorlage gerecht werden konnte, was bei diesem Autor erst recht etwas heißen will: Nicht ohne Grund fallen nahezu alle Verfilmungen von Clive Barkers Werken gegenüber der Vorlage dramatisch ab (die glorreichen Ausnahmen bedürfen an dieser Stelle keiner Erwähnung). Candyman jedoch schafft es, die Geschichte in einen ansonsten typischen früh-90er-Thriller zu kleiden und dabei Barkers Spirit zu erhalten. Definitiv besser als sein Ruf.

Freitag, 8. Juli 2011

Review: The Outsider - Nach eigenen Regeln (2002)

Der unbarmherzige Rinderbaron Fergus Hunter hat es auf ein bestimmtes Stück Land abgesehen, auf dem sich jedoch eine Farm befindet, die zur nahe gelegenen Amisch-Siedlung gehört. Da Ben Yoder nicht verkaufen will, lässt Hunter den friedfertigen Mann kaltblütig ermorden. Sein Plan geht allerdings nicht auf, denn fortan bestellt Yoders Witwe Rebecca das Land. Eines Tages taucht der schwer verwundete Revolverheld Johnny Gault auf der Farm auf und wird von der gottesfürchtigen Frau gesund gepflegt.
Nicht nur Hunter ist wenig begeistert von dem Schutz, der Rebecca nun zuteil wird, auch die anderen Siedler beäugen den „Outsider“ mit Argwohn, will er doch so gar nicht in ihre den Fortschritt ablehnende Gemeinschaft passen. Und nicht zuletzt haben so einige der frommen Männer auch ein Auge auf die einsame Witwe geworfen.
Dass sich bei dieser Ausgangslage eine Liebesgeschichte entwickelt, ist genauso unausweichlich wie die Vergleiche zu Dr. Quinn oder Unsere kleine Farm. Denn dieser TV-Western ist zunächst einmal nur eines: harmlos. Und doch entwickelt The Outsider nach und nach Qualitäten und überrascht sogar mit einigen Szenen, die den Zuschauer beinahe vergessen lassen, dass er sich gerade einen Fernsehfilm ansieht – und dann auch noch einen, der im Wilden Westen spielt, gemeinhin zwei Merkmale, die sich kaum leichter vereinen lassen als die Lebensweisen der Amisch und unseres Titelhelden. Gleich zu Beginn glänzt John Noble als garstiger Oberbösewicht mit markigen Sprüchen und gnadenloser Konsequenz. Und wenn David Carradine als Dorfarzt eine Kugel aus Johnnys Bauch fischt, kann man nur hoffen, dass sich das minderjährige TV-Publikum bereits in die Kojen verabschiedet hat. Allerdings besteht The Outsider nun wirklich nicht aus lauter Highlight-Szenen. Die Laufzeit bietet mit knapp zwei Stunden jede Menge Raum für belanglose Dialoge und Füllszenen, außerdem ist die Story nicht nur vorhersehbar, sondern auch recht einfach gestrickt. Analog hierzu verblüfft auch der im Klappentext angekündigte „finale Showdown“ mit Einfachheit und dem totalem Fehlen von Wendungen oder Überraschungen. Böse ist man als Zuschauer dennoch nicht, denn der Film steht offen zu seiner Herkunft und gibt zu keiner Zeit vor, etwas zu sein, was er nicht ist. So überwiegt die Freude, einen erstaunlich guten – wenn auch an besagte Serien erinnernden – TV-Western zu sehen. Der professionelle Look des Films und die Schauspieler tun ihr Übriges, das Ganze aufzuwerten. Selbst Naomi Watts, die gemeinhin für exakt einen Gesichtsausdruck bekannt ist, scheint die ideale Besetzung für diese – ihr zugegebenermaßen nicht allzu viel abverlangende – Rolle zu sein.
Wer ohne überzogene Erwartungen und mit dem Bewusstsein, einen für’s Fernsehen produzierten Film zu sehen, an die Sache herangeht, kann sich durchaus begeistern. Das einzige wirklich unverzeihliche Manko ist der falsche Bildausschnitt, denn die 3L Homevideo-DVD mutet uns diesen Western (!) in 4:3 zu. Ansonsten ist die Scheibe akzeptabel ausgefallen, zwar ohne Extras und mit 3L-üblichem, CD-ROM-mäßigen Menü, dafür aber mit vernünftigem Bild und Ton. Die englische Spur sei jedoch eindeutig empfohlen, da trotz durchweg professioneller Sprecher einige Stimmen so gar nicht zu ihren Charakteren passen wollen.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Review: Prey – Outback Overkill (2009)

Eine Gruppe von sechs (nicht mehr so ganz) Jugendlichen, die sich in einem Horrorfilm ins australische Outback verirren, wird nach den gängigen Genreregeln früher oder später entweder von axtschwingenden Rednecks oder von wilden Tieren dezimiert. Prey bricht mit diesem Grundsatz und lässt stattdessen einen alten Fluch auf das Grüppchen los, der jedoch nicht weniger tödlich für seine Opfer endet. Für den Zuschauer allerdings ergeben sich durchaus Unterschiede, denn Regisseur Oscar D’Roccster lässt uns größtenteils im Unklaren über die Hintergründe, wodurch sich kaum eine konkrete Bedrohung entwickeln kann, was die Spannungskurve leider konstant niedrig hält. Selbst wenn gegen Ende des recht kurz geratenen Streifens einige Ereignisse in einen gewissen Zusammenhang gerückt werden, fehlen dem „Bösen“ hier einfach Charme, Stärke und Charakter. Dabei kommt in der Eröffnungssequenz sowie immer mal wieder aufblitzend durchaus eine mysteriöse, bedrohliche Atmosphäre auf. Leider lässt es das Drehbuch aber nicht zu, dass sich diese über die gesamte Laufzeit breit macht. Ansonsten kann der Film nämlich mit einer guten Optik, einer flotten Inszenierung und einigen originellen Kills punkten. Letztere wären zwar sowohl quantitativ als auch qualitativ noch ausbaufähig gewesen, aber aufplatzende Gesichtsschwellungen und tief unter die Haut gehende Einblicke sorgen durchaus für mächtig Spaß.
Im Großen und Ganzen fehlt es hier im Gegensatz zu anderen Outback-Horrorfilmen aber einfach an inhaltlicher Dichte, sodass ein Wolf Creek das Publikum mit einem ganz anderen Nachdruck in den Abspann verabschiedet. Für zwischendurch ist Prey jedoch absolut coole Unterhaltung. Die DVD ist qualitativ gelungen und bietet sogar mehr Bonus als auf dem Backcover angegeben: Statt nur einem Trailer gibt es noch eine Galerie und ein nett geratenes, knapp viertelstündiges (jedoch nicht untertiteltes) Making of.

Dienstag, 5. Juli 2011

Review: High Kick Girl! (2009)

Karate hat sich im Laufe der Filmgeschichte nur höchst selten als geeignet erwiesen, einen Film komplett alleine zu tragen. Selbst die ollen Tigers und Warriors, welche die japanische Kampfsportart im Namen tragen, bedienten sich stets weiterer Künste wie Kung Fu oder Jiu Jitsu, um ihren Choreografien die nötige Würze zu verleihen. Mit High Kick Girl! unternimmt Regie-Neuling Fuyuhiko Nishi nun den Versuch, 82 Minuten lang ohne das Wildern in fremden Haudrauf-Gefilden und vor allem ohne cineastische Tricks auszukommen. Die Kloppereien sind hier allesamt „echt“, ohne der Geschwindigkeit der Akteure schmeichelnde Schnitte, ohne mal mehr und mal weniger unsichtbare Seile und Drähte und selbstverständlich auch ohne jede vermaledeite Computerunterstützung. Ob dieser Versuch letztlich glückt, lässt sich je nach Blickwinkel unterschiedlich einschätzen. Fraglos kann ein Karate-Duell nicht mit den irrwitzigen Stunts mithalten, die etwa ein Ong-Bak zu bieten hat. Die Story, in der Schülerin Tsuchiya aus Gram über den nicht erhaltenen schwarzen Gürtel ihren Meister verrät und einer Auftragsfighter-Gang beitritt, bietet auch nicht allzu viel Substanz, sodass sich hier um Grunde nur Kampfszene an Kampfszene reiht. Die Zeitlupenwiederholungen, die beinahe jedem K.O. unmittelbar folgen, verstärken den dadurch entstandenen Eindruck eines Lehrvideos schließlich noch. Und unter genau diesem Aspekt – der minuziösen Darstellung der Kampfkunst – landet Nishi hier einen Volltreffer. Mehr als einmal klappt die Kinnlade runter und treten die Augäpfel hervor, weil man sich fragt, wie so manche Aktion ohne Tricks realisiert werden konnte. Und langweilig wird es trotz der monotonen Struktur und den (zugegebenermaßen irgendwann die Nerven strapazierenden) Wiederholungen nie wirklich. Hierfür sorgen neben der konstanten Action vor allem die beeindruckend auftretende Rina Takeda in der Hauptrolle und die ansprechende Optik, die asiatisches Großstadtflair, weitläufige Dojos und japanische Naturkulissen kombiniert.
Wer High Kick Girl! nicht mit üblichen cineastischen Maßstäben beurteilt und sich für von Sehgewohnheiten abweichenden Kampf-Choreografien begeistern kann, dürfte großen Gefallen an der Veröffentlichung finden. Zumal die Blu-ray aus dem Hause Ascot Elite Home Entertainment im Gegensatz zu anderen Filmen dieser Kategorie als nahezu vollausgestattet bezeichnet werden darf. Das Bild ist super, der Ton liegt nicht nur in deutscher und japanischer, sondern darüber hinaus auch noch in englischer Sprache vor und weiß auch zu gefallen. Im Bonusbereich geht’s dann richtig rund, denn Ascot schenkt uns neben Wendecover, Trailer und Trailershow ein üppiges Making of und zwei Features, in denen jede Menge kurze Videos aus dem Training der Hauptfiguren anwählbar sind, in denen zu sehen ist, wie Kampffolgen aus dem Film gemeinsam oder auch alleine einstudiert wurden. Hier könnten eigentlich Höchstnoten verteilt werden, würden nicht in den mit Interviews bestückten Extras lediglich Zuschauer mit Japanischkenntnissen auf ihre vollen Kosten kommen, da leider irgendjemand die Untertitel verschludert hat. Gerade im Hinblick auf den außergewöhnlichen Ansatz des Films wäre es interessant gewesen, dem Making of etwas eingehender folgen zu können.


Erschienen auf www.totentanz-magazin.de

Donnerstag, 23. Juni 2011

Filmtagebuch: Blood Monkey (2007)

Anthropologie-Professor Conrad Hamilton (F. Murray Abraham) ist sicher, den Missing Link zwischen Affe und Mensch gefunden zu haben. Im thailändischen Dschungel erkundet er einen Landstrich, den vor ihm und seinem Expeditionstrupp noch nie ein Mensch betreten hat. Doch der Großteil seines Teams ist von eben jenem Missing Link - einer blutrünstigen Affenart - ausradiert worden. Übrig geblieben ist einzig Chenne, mehr Söldnerin als Wissenschaftlerin. Daher lockt Hamilton einige Studenten zu seinem Camp, die ihm unter dem Vorwand anthropologischer Forschungen als Lockvögel für die Primaten dienen sollen.
Es ist mal wieder angerichtet: Dünne Story, stereotype Charaktere und Thesen, die jedem echten Forscher die Haare zu Berge stehen lassen würden - dafür aber eine flotte Inszenierung, brauchbare Darsteller, eine gute Produktion, tolle Kulissen und einige beachtliche Effekte. Es fehlt nur einmal mehr das Salz in der Suppe. Wenn dieses aber bei einer Tierhorror-Bouillon "Affe" heißt, wird es schon fatal! Bis zur buchstäblich allerletzten Sekunde bekommen wir nämlich tatsächlich keinen einzigen davon zu Gesicht. Die Opfer werden entweder aus dem Bild gezogen oder die Angriffe aus der Ego-Perspektive gezeigt. So ärgerlich dies auch ist und so sehr es den Film abwertet, so kurzweilig ist aber auf der anderen Seite auch die übrig bleibende Abenteuergeschichte geraten. Richtig affig wird es allerdings, betrachtet man einmal die Fähigkeiten der Tiere etwas genauer. Neben der obligatorischen superheldenartigen Sprungkraft schaffen es die Biester doch tatsächlich, ein Camp fein säuberlich abzubauen, als Wegweiser gedachte Stofffetzen zu entknoten, um sie hernach als Willkommens-Deko über den Eingang zu ihrer Höhle zu hängen und zu allem Überfluss eine Riesen-Morgenstern-Falle, die sie sich wohl in Umberto Lenzis Cannibal ferox (Die Rache der Kannibalen) abgeguckt haben, zu konstruieren. Wohlwollend sei aber daran erinnert, dass derartige Übertreibungen im Genre durchaus zur Tagesordnung gehören, womit dank der insgesamt ordentlich umgesetzten Abenteuerstory solider Affen-Horror herausspringt - nur eben leider ohne Affen.

Montag, 20. Juni 2011

Review: Superfish (2010)

Jede zweite Naturdoku wirbt ja damit, ein bislang von der Wissenschaft völlig unerforschtes Gebiet zu behandeln beziehungsweise Aufnahmen der wildesten, bedrohtesten, seltensten, größten, kleinsten oder ganz einfach faszinierendsten Tiere zu bieten. All jene Superlative halten freilich nur in den wenigsten Fällen einer eingehenden Prüfung stand, und auch Superfish wird nicht allen in der Produktwerbung verwendeten Attributen gerecht - kommt ihnen aber in vielen Fällen recht nahe. Denn die hier gezeigten Arten - es handelt sich, wie der Titel und ein Blick auf das Cover nicht unbedingt gleich verraten, um Schwert-, Speer- und Segelfische sowie Marline - sind in der Tat weitgehend unerforscht, wahnsinnig selten und unglaublich imposant.
Emmy Award-Gewinner Rick Rosenthal (Planet Erde) folgt den gewaltigen Fischen mit der wehrhaften Schnauze zu unterseeischen Canyons in Costa Rica, an die Küste von Peru, in die Gewässer von Florida und auch in die lichtdurchfluteten tropischen Riffe des Great Barrier Reefs in Australien. Kein ungefährliches Unterfangen, denn einige der Meeresgiganten werden fünf bis sieben Meter lang und erreichen ein Gewicht von 400 bis 700 Kilogramm. Damit haben die Arten kaum natürliche Feinde, selbst große Haiarten sind nicht vor den schwertartigen Waffen sicher. Das Risiko lohnt sich allerdings, denn schließlich gelingen Rosenthal und seinem Team atemberaubende Aufnahmen und neue Erkenntnisse über Lebens- und Verhaltensweisen dieser Tiere.
Polyband schickt die BBC-Doku in einer rundum gelungenen Blu-ray ins Rennen, wobei die Bildqualität zwischen Archivmaterial, dunklen Unterwasseraufnahmen, heimlich gefilmten Sequenzen inmitten peruanischer Fischer und den Aufnahmen auf Booten naturgemäß gehörig schwankt. Der Ton, der in deutschem dts-HD-5.1 und englischem dts-HD-Stereo vorliegt, klingt ebenfalls sauber. Die Extras bilden ein nettes fünfzehnminütiges Behind the Scenes und eine kurze Interviewsequenz mit dem Kameramann aus der bereits angesprochenen Peru-Szene, die man sich unter gar keinen Umständen entgehen lassen sollte!
Sehr gute Veröffentlichung, einzig die geringe Laufzeit von 52 Minuten regt zum Nachdenken an, wie viel Doku sonst für ähnliches Geld geboten wird.



Erschienen auf www.totentanz-magazin.de

Filmtagebuch: The Battle Wizard - Das Blut der Roten Python (1977)

Es gibt diese wunderschöne Szene bei den Simpsons, als die Produzenten des kommenden "Radioactive Man" Spielfilms nach einem geeigneten Drehort suchen und dank der Werbung "Flim Springfield" und der bestechend logischen Schlussfolgerung ebenda landen: "Die müssen nichtmal das Wort Film richtig schreiben!" Eine ähnliche Argumentation könnte das Publikum womöglich dazu bewegen, Großes von diesem Shaw Brothers Streifen zu erwarten. Denn wer herpetologische und grammatikalische Unzulänglichkeiten derart offen zur Schau stellt, der kann sich voll und ganz auf seine Stärken besinnen. Es geht also um einen roten Python, dessen Blut denjenigen, der es trinkt, unbesiegbar macht. Die genauen Zusammenhänge sind im Grunde unerheblich. Eifersucht und Rache sind die Motive der handelnden Personen, die allesamt durch Liebesaffären und die daraus resultierenden Verwandtschaftsverhältnisse miteinander verwoben sind. Entscheidend sind die bizarren Ideen, die so wohl nur die Shaw Brothers Studios hervorbringen konnten. Stählerne Entenfüße und eine Hummerschere als Hand sind da erst der Anfang. Vollkommen abgedrehtes Hongkong-Kino zu seinen besten Zeiten. Einschalten, zurücklehnen, kaputtlachen.

Filmtagebuch: Orca - Der Killerwal (1977)

Haie, Krokodile, Kraken und Piranhas gehören ja zum Standardrepertoire in der Welt des feuchten Tierhorrors. Aber ein Schwertwal als Killer - das hat eher Seltenheitswert. Umso erstaunlicher, dass diese obskure kleine Perle schon mehr als 30 Jahre auf dem Buckel hat, mit Richard Harris (Der Mann, den sie Pferd nannten), Charlotte Rampling (Angel Heart), Bo Derek (Tarzan - Herr des Urwalds), Will Sampson (Einer flog über das Kuckucksnest) und Robert Carradine (Flucht aus L.A.) auch durchaus interessant besetzt ist und dennoch fernab der Wahrnehmung der allermeisten Filmfreunde ihr Dasein fristet. Wer allerdings glaubt, Orca verließe sich auf Optik und Exotik seines Titelhelden und auf den damals schon bekannten Teil des Casts, der irrt gewaltig. Als wollten sie sichergehen, dass ihr Film in den Köpfen des Publikums festsetzt, verpassten die Produzenten ihm neben einer vollends bekloppten Story dennoch eine Ernsthaftigkeit, die selbst Spielbergs Genre-Schablone Der Weiße Hai bisweilen in den Schatten stellt und das Ergebnis nicht selten groteske Züge annehmen lässt.
Natürlich wurde auch dem Urvater aller fiesen Film-Fische seinerzeit so manche Eigenschaft angedichtet, die der Realität kaum standgehalten hätte. Was das Drehbuch allerdings hier mit dem Orca anstellt, geht auf keine Kuhhaut. Der Wal geht gezielt und strukturiert vor, um seine Rachepläne in die Tat umzusetzen. Dem Menschen ist er dabei in Sachen Intelligenz selbstverständlich mindestens ebenbürtig. Das arme Tier wird derart humanisiert, dass irgendwann schließlich einer der denkwürdigsten Sätze der Filmgeschichte fällt: "Ich habe seine Frau und sein Kind getötet, ich hoffe er wird mir verzeihen."
Neben einem 90-minütigen Ausflug ins Kuriositätenkabinett liefert der Film andererseits aber auch große Gefühle, tolle Aufnahmen und sogar einige gelungene Effekte. Orca funktioniert unglaublicherweise sogar als ernstzunehmendes Drama, dürfte bei Genrefreunden allerdings vor allem ob seiner schamlose Übertreibungen unvergessen bleiben.

Dienstag, 14. Juni 2011

Filmtagebuch: Book of Blood (2009)

Clive Barkers "Bücher des Blutes" gehören zum Besten, was die jüngere Horrorliteratur hervorgebracht hat. Dass also irgendwann ein Filmprojekt unter diesem Titel auf die Beine gestellt werden würde, war nur eine Frage der Zeit. Etwas überraschend ist allenfalls die Tatsache, dass es sich hierbei nicht um eine Kurzgeschichtensammlung handelt, sondern tatsächlich um die Verfilmung jener ersten Geschichte aus dem ersten Buch des Blutes. Außerdem fließt der Epilog aus dem sechsten und letzten Buch, "Auf der Jerusalem Street" mit in die Geschichte ein. Möglicherweise hätte eine 1:1-Verfilmung der Kurzgeschichten als Anthologie zu einem überzeugenderem Ergebnis geführt, denn das zwangsläufig notwendige Aufblasen der Geschichte auf Spielfilmlänge tut der Spannung alles andere als gut. Viel Leerlauf schleicht sich ein und trübt den ansonsten tollen Gesamteindruck. Wenige, aber ausgezeichnete Effekte, gute Schauspieler, düstere Sets (oftmals durchaus an den ersten Hellraiser angelehnt) und eine bedrückende Stimmung liefern die Zutaten für einen erstklassigen Horrorgenuss. Durch die allzu große Portion wird dieser jedoch leider etwas verwässert.

Montag, 13. Juni 2011

Filmtagebuch: Global Metal (2008)

Metal - A Headbanger's Journey war ja bereits der Hammer. Und Scot McFadyen und Sam Dunn legen sich auch beim Nachfolger mächtig ins Zeug. Diesmal geht die Reise zu den bislang eher weißen Flecken auf der metallischen Landkarte. Ob Japan, China oder Indonesien, überall kommen Fans und Musiker zu Wort und in vielen Fällen werden die Schikanen, denen Metalheads ausgesetzt sind, beleuchtet. Hochinteressant und einfach Spitze!

Filmtagebuch: Stepfather (2009)

Das nächste Remake, bitteschön! Sinnvoll oder zumindest wünschenswert wäre es ja, wenn Aufgüsse etablierter Genrefilme irgendetwas zu bieten hätten, was ihr Dasein berechtigt. Irgendetwas! Wird zum Beispiel die Handlung - und damit oft auch die Pointe oder die Aussage - eines Films in eine neue Dekade versetzt, kann das neue Sichtweisen eröffnen. Selbst wenn sich ein Remake schlicht der fortschreitenden Technik bedient, zuvor undenkbare Effekte umzusetzen, liefert es zumindest diesen Mehrwert. Erdreistet sich jedoch ein Regisseur, einen Thriller noch einmal herunterzukurbeln und dabei neben unbedeutenden Änderungen lediglich aktuelle Sehgewohnheiten durch eine mehr oder weniger trendige Inszenierung zu bedienen, dann darf das den zahlenden Zuschauer durchaus auch mal sauer werden lassen. Nun ist Nelson McCormicks Stepfather kein schlechter Film. Er schafft es sogar, trotz der Tatsache, dass selbst ohne Kenntnis des Originals die Geschichte von der ersten Sekunde an vorhersehbar beziehungsweise vorgegeben ist, relativ konstant die Spannung zu halten. Bringt aber alles nichts, denn nach gut 100 Minuten will sich einfach kein verflixter Grund finden, warum man nicht einfach den echten Stepfather schaut.

Samstag, 11. Juni 2011

Filmtagebuch: Crowley - Back From Hell (2008)

Als ich seinerzeit davon erfuhr, dass Maiden-Frontman Bruce Dickinson an einem Drehbuch über Aleister Crowley arbeitet, hoffte ich auf einen konventionellen, aber soliden Schlitzer mit okkulter Thematik (schließlich war schnell klar, dass Dickinsons Vision eines fantastischen Biopics aus finanziellen Gründen eine Utopie bleiben würde). Nach den 102 Minuten musste ich mein Bild von Crowley- Back From Hell dann gehörig korrigieren. Das Ergebnis hat mit einem Slasher nicht viel zu tun, solide ist sicher der falsche Begriff und von Konventionen ist der Film so weit entfernt wie Bruces Kapelle von einem Auftritt im ZDF-Fernsehgarten. Zunächst einmal ist die gesamte Story Trash pur: Durch einen Cyber-Anzug, der einen Universitätsdozenten mit einem Computer verbinden soll, wird dieser zur Reinkarnation Crowleys. Es folgen die wildesten Rituale und die abartigsten Schweinereien. Größtenteils so bizarr, dass schnell klar ist, dass aus der (Geld)Not eine Tugend gemacht wurde und statt historischer Aufarbeitung der Spaß im Vordergrund steht und der Film nicht allzu ernst genommen werden sollte. Sexy, vulgär und voll schwarzem Humor.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Filmtagebuch: Panik in der Sierra Nova (1977)

In Zukunft vermutlich eher unter dem etwas reißerischeren Titel der DVD-Auflage Tierterror in der Sierra Nova bekannt. Ein Machwerk, welches man sowohl belächeln als auch sich vor ihm verneigen könnte. Die Tierangriffe sind einerseits so durchschaubar inszeniert, dass sie gerade aus heutiger Sicht oft etwas zahm wirken, andererseits springt bei all dem ein liebenswerter und leidlich spannender Film heraus, dessen Thematik (alle Tiere in einem Naturpark laufen aufgrund von erhöhten Ozonwerten Amok) nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat, und der das Auge mit grandiosen Tier- und Landschaftsaufnahmen erfreut. Und da zumindest einige Tierattacken - allen voran die der Schäferhundmeute - doch erhebliches Schockpotenzial bergen, zeigt der Daumen insgesamt fast steil nach oben.

Sonntag, 5. Juni 2011

Filmtagebuch: The Unborn (2009)

Dieser Arsch! Ein Film mit einem solchen Plakat muss einfach einen Blick lohnen, dachte ich mir. Tut er auch, und das nicht nur auf das aparte Hinterteil von Hauptdarstellerin Odette Yustman. Denn mit cooler Optik, fiesen Schockmomenten und ohne Ende aufgewärmter Genrestandards (am dreistesten geklaut dürfte der Spiderwalk sein) bietet The Unborn so einiges für's Auge. Für's Gehirn allerdings nicht ganz so viel, denn der Plot ist einfach zu konfus, überladen und inkonsequent. Die Story holpert von Geistererscheinungen über Reinkarnation toter Zwillinge und einen kurzen Exkurs nach Auschwitz hin zu einem multireligiösen Exorzismus. Klingt konfus, ist auch so.

Filmtagebuch: The Alphabet Killer (2008)

Nennt man dieses Werk nun "Krimi mit Horrorelementen" oder ganz einfach "Thriller"? Passen würde beides, The Alphabet Killer jedoch nicht hinlänglich gerecht werden. Denn von Rob Schmidts (Wrong Turn) Film versucht durchaus, sich sowohl inhaltlich als auch optisch ein gutes Stück Eigenständigkeit zu behalten. Hierzu trägt vor allem die von Eliza Dushku verkörperte Hauptfigur Megan bei, die an einem Mordfall beinahe zerbricht. Ein kleines Mädchen wird vergewaltigt und erdrosselt. Auffällig sind die identischen Anfangsbuchstaben von Vorname, Nachname und Tatort. Die geniale aber labile Polizistin findet einfach keinen Zugang zum Täter, bis sie in ihrer Verzweiflung schließlich einen Selbstmordversuch begeht. Zwei Jahre später ist die junge Frau noch immer in psychiatrischer Behandlung und beruflich längst degradiert. Doch als der Killer wieder zuschlägt, wird Megan erneut zu den Ermittlungen hinzugezogen.
The Alphabet Killer spielt durchaus mit Genrestandards, sticht jedoch schon durch die sehr fehlbare Heldin aus der Masse hervor. Darüber hinaus ist die Story clever angelegt und die Inszenierung mit beklemmender Optik und einigen Schockmomenten gelungen. Kein Meisterwerk, aber ein düsterer und empfehlenswerter...Film.

Samstag, 4. Juni 2011

Filmtagebuch: Shark Attack (2009)

Was, wenn nicht noch mehr Hai-Filme, braucht die Menschheit? Was mich angeht, kann es in der Tat nicht genug davon geben, was wiederum den Verdacht nahelegt, dass meine Ansprüche an dieses Genre recht heruntergefahren sind. Dürfte auch stimmen, doch Shark Attack - Sie lauern in der Tiefe (der griffige Subtitel wird nötig, da es bereits einen gleichnamigen Kollegen von 1999 gibt) gehört auch subjektiv zu den erfreulicheren Beiträgen im Genre. Zumindest, was das reine Handwerk angeht. An Herz fehlt es hingegen irgendwie, sodass hier der Funke nie so richtig überspringt. Und dennoch soll dem Streifen daraus kein Vorwurf gemacht werden, denn abgesehen davon liefert er exakt das, was man vom hundertsten Möchtegern-Nachfolger zum Weißen Hai erwartet: solide Story, austauschbare Charaktere, die völlig sinnlos daherreden und handeln, leidliche Spannung und ein wenig Blut. Der Gebrauch von Letzterem hätte gerne noch etwas großzügiger ausfallen dürfen, dafür punktet der Film aber mit mehr oder ungewöhnlicher Story und Setting. Ein Seebeben befreit Urzeithaie, der folgende Tsunami überschwemmt die Bucht und eine Gruppe Rettungsschwimmer ist in ihrer Station gefangen und rundherum von Wasser umgeben. Allein die hieraus resultierende klaustrophobische Stimmung wertet Shark Attack deutlich auf. In durchschnittlich seichtem Gewässer bewegt sich dann wieder die Animation der schon vom Design her seltsamen Tiere. Nüchtern betrachtet also weder Fisch noch Fleisch, für Tier- und speziell Hai-Horror-Fans jedoch perfekte Sonntagnachmittagsunterhaltung.

Filmtagebuch: Snakes on a Train (2006)

Auf welchen, ähem, fahrenden Zug man mit dieser Produktion aufspringen wollte, dürfte wohl keines weiteren Kommentars bedürfen. Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein Drehbuch nach dem Erfolg oder zumindest der Popularität von Snakes on a Plane ratzfatz um den Aspekt der züngelnden Kriechtiere erweitert wurde, denn so richtig im Mittelpunkt der dürftigen Handlung stehen die "Titelhelden" nicht. Eigentlich geht es nämlich um einen alten Maya-Fluch, mit dem eine junge Mexikanerin belegt wurde. Ihr Schicksal ist es nun, zahllose Schlangen, die sich im Körper der Frau entwickeln, auszukotzen. Mit dem Zug geht es nun nach Los Angeles, der Heimat des Schamanen, der den Fluch als einziger aufheben kann. Doch anstatt in der Folge tausende Schlangen durch die Abteile kriechen zu lassen, legt der Film bis kurz vor Schluss den Fokus auf undurchsichtiges Maya-Voodoo-Ritual-Gedöns. Dies und die typischen Low-Budget-Horrorfilm-Nebenhandlungs-Dialoge verhindern nahezu jeden Anflug von Spannung, einzig einige wenige, jedoch recht krude Effekte bilden ein paar Hingucker. Wenn dann irgendwann endlich mal mehr als nur eine verirrte Schlange durchs Bild huschen darf, kommt zwar ein kleines bisschen Action auf, allerdings ist es auch eher lachhaft, fast ausschließlich völlig harmlose Königspythons und ein paar nicht minder ungefährliche Boas lieblos auf die Sitze zu pfeffern. Da hätte man durchaus mal ins Bonusmaterial des Vorbilds schauen dürfen, wo lang und breit erklärt wird, welche harmlosen Schlangen ihren giftigen Artgenossen rein optisch nahe kommen. Richtig trashig (und sehenswert, nein eher so bescheuert, dass man es gesehen haben muss) wird es dann am Ende. Hier zeigt sich dann in gewisser Weise sogar das Potenzial, das mit Snakes on a Train verschenkt wurde.

Freitag, 3. Juni 2011

Filmtagebuch: Death Note & Death Note: Last Name

Filme nach Manga-Vorlagen sind ja nicht unbedingt immer meins, aber Death Note und mit geringen Abstrichen auch der zweite Teil haben es dann doch geschafft, mich von Beginn an zu fesseln. Death Notes sind nichts weiter als schlichte Notizbücher, die jedoch die bemerkenswerte Eigenschaft besitzen, dass jeder, dessen Name hinein geschrieben wird, unweigerlich das Zeitliche segnet. Im Laufe der Filme kommen mehr und mehr Regeln und Kniffe zum Vorschein, die es dem Besitzer erlauben, präzise Details wie etwa die Todesursache festzulegen und die gleichzeitig für eine wendungsreiche Story sorgen. Dabei wirkt vieles sehr konstruiert, zeigt aber letztendlich auch Wirkung. Ist es gerecht, Mörder, die ihren Kopf nochmal aus der Schlinge der Justiz ziehen konnten, mittels des Death Notes ihrer gerechten Strafe zuzuführen? Darf man Unschuldige für eine gute Sache opfern? Und ist es überhaupt möglich, dass ein Mensch mit solch einer Macht verantwortungsvoll und selbstlos umgeht? Diese Fragen säumen die Bühne, auf der der Kampf zwischen Kira, wie sich der Besitzer des Death Notes nennt und damit zum Medienstar avanciert, und dem mysteriösen Superdetektiv "L" stattfindet. Spannend, clever, hintergründig und selbst bei Plotlöchern noch sympathisch - nur die grottoid animierten Todesgötter bedürfen einer ausgedehnten Gewöhnungsphase. Danach geht's aber...

Filmtagebuch: Sukiyaki Western Django (2007)

Miike dreht nen japanischen Western mit Samurais, viel Gewalt und Quentin Tarantino! Eine der vielversprechendsten News im vergangenen Jahrzehnt. Das Ergebnis ist ernüchternd, nein, eigentlich geradezu enttäuschend, denn inhaltlich bleibt das Ganze erschreckend blass. Farbenprächtig dafür die Optik, an der man sich - genauso wie an einigen Szenen, Ideen und Gags - durchaus ergötzen kann, aber eben nicht über Spielfilmlänge. Ohne ihn gesehen zu haben: Der Trailer muss einfach gottgleich sein, so verdammt geile Kameraeinstellungen, so eine verdammt coole Optik und so eine verdammt geniale Grundidee kann Sukiyaki Western Django vorweisen. Einmal angucken ist auch okay und macht schon Laune. Mehr aber leider, leider auch nicht.

Filmtagebuch: Dream Home (2010)

Was vordergründig wie ein handelsüblicher Hongkong-Sicko daherkommt, erweist sich bei genauerer Betrachtung als düsteres Solzialdrama, das trotz aller Feinfühligkeit in der Charakterzeichnung seine Aussage zwar häppchenweise, dafür dann aber mit der ganz groben Kelle verabreicht. Dabei klingt die Story erstmal beliebig: Cheng Lai-sheung musste in ihrem Leben bereits zahlreiche Rück- und Schicksalsschläge hinnehmen und kämpft dennoch seit jeher nur für ihren einen großen Traum: ein eigenes Apartment in der Millionenmetropole Hongkong. Dafür hortet sie alles Geld, das sie verdient, arbeitet sich in drei Jobs kaputt und scheint nun endlich am Ziel ihres entbehrungsreichen Weges zu sein und die perfekte Wohnung gefunden zu haben. Doch weitere Steine werden ihr in den Weg gelegt, sei es durch die Kreditfirma, die gierigen Verkäufer oder eine teure Behandlung für ihren kranken Vater. Völlig desillusioniert, beschließt die junge Frau, ihr Glück selber in die Hand zu nehmen und den Preis in einer ihr sehr eigenen Weise zu drücken. Wie viel Geld kann man schließlich schon in einer Wohngegend verlangen, in der gerade ein wahnsinniger Massenmörder umgeht?
Dream Home hätte mit diesem Plot durchaus ein bluttriefendes Splatterfest werden können - ist es im Prinzip auch, nur eben eines mit Tiefgang. Oberflächlich geht es zwar schlicht um Hongkongs horrende Mieten, doch steckt wahrlich mehr hinter Cheng Lai-sheungs Terrortrip, was vor allem in Rückblenden nach und nach ans Tageslicht gezerrt wird. Das Ventil, durch das all der Frust freigelassen wird, gehört dann so in etwa zum derbsten, was in letzter Zeit über größere Leinwände flimmern durfte. Die so brav und spießig wirkende Singlefrau metzelt sich durch ihr Traumhaus, dass es eine wahre Wonne ist. Ultrabrutale Goreszenen mit übelsten Gemeinheiten lassen hier so manches Mal die Kinnlade runterklappen. Und das Schönste ist, dass sämtliche Effekte handgemacht und erschreckend realistisch daherkommen. Böse, verstörend und tiefsinnig - großartiger Film, leider bislang lediglich in Frankreich unzensiert zu ergattern!

Filmtagebuch: Buried - Lebend begraben (2010)

Ein Mann, lebendig begraben in einem Sarg. Und ein Handy, mit dem er Kontakt sowohl zu seinen Peinigern, als auch zu seinen potenziellen Rettern hält. Und dabei bleibt die Kamera die vollen 90 Minuten lang im Sarg. Keine Entspannung, keine Füllszenen, keine weiteren Schauspieler (sieht man von ein paar kleinen Handyfilmchen ab). Kann das funktionieren? Regisseur Rodrigo Cortés' zweiter Spielfilm beantwortet diese Frage ganz klar mit "ja". Es kann funktionieren. Tut es auch weitgehend, allerdings werfen diverse Andeutungen und Zwischenfälle einen Haufen Fragen auf, von denen kaum eine beantwortet wird. So bleibt ein in Sachen Kameraarbeit, Spannung und Wirkung beeindruckender Film, dessen Auflösung, so konsequent sie auch sein mag, den Zuschauer durchaus etwas unbefriedigt zurück lässt.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Filmtagebuch: Draculas Blutnacht (1958)

Im Jahr 1958 ließen nicht nur die legendären Hammer Studios ihren ersten Dracula auf das Kinopublikum los. Während in den britischen Lichtspielhäusern Peter Cushing Jagd auf Christopher Lee machte, schickte sich in Amerika ein gewisser Paul Landres an, Bram Stokers berühmtestes literarisches Geschöpf in die neue Welt zu entführen. Wie die Geschichte ausging, ist heute allgemein bekannt: Terence Fishers Film erlangte Ruhm und Kultstatus, Draculas Blutnacht hingegen verschwand in der Versenkung und tauchte erst wieder auf, als das weitgehend unbekannte Label Mr. Banker Films den Streifen auf den deutschen Markt brachten. Kein Wunder, bewegte man sich bei Hammer noch verhältnismäßig nah an der Vorlage und versprühte mit Schlössern, Postkutschen und Kostümen gotisches Flair, holten sich die Amis die vielleicht ur-europäischste aller Horror-Ikonen nach Hause und ließen ihn dort inkognito bei einer Durchschnittsfamilie wohnen. Dass diese Auslegung des Amerikanischen Traums den Mythos Dracula zu Staub zerfallen lässt, wie ein Sonnenstrahl den Grafen selbst, ist keine wirkliche Überraschung. Und so fühlt man sich auch eher an Filme der Kategorie von Hitchcocks Im Schatten des Zweifels erinnert denn an Murnausche Schauerbilder oder den aristokratischen Grusel eines Bela Lugosi. Nun reichen Inszenierung und Dialoge allerdings nicht einmal im zartesten Ansatz an Hitchs Raffinesse heran und so dümpelt die Handlung  vor sich hin, ohne dass der Zuschauer ernsthaft Grund zur Annahme hätte, es mit einem Vampirfilm zu tun zu haben. Denn von seiner beißfreudigsten Seite zeigt sich Dracula, oder Bellac Gordal, wie er sich hier nennt, nun gerade nicht. Und doch mag man diesen kleinen, komischen Film irgendwie. Zwar ist Francis Lederer dank der modernen Klamotten und seiner Optik, die irgendwo zwischen Dean Martin und dem Beißer liegt, relativ fehlbesetzt und bringt aber auch gar nichts Vampirmäßiges rüber, doch immerhin im „großen“ Finale kommt zunächst ein Eichenpflock zum Einsatz, bevor Dracula in einer ansprechend expliziten Szene gepfählt wird. Keine wirkliche Entschädigung, aber da auch der Rest des Films irgendwie sympathisch daherkommt, ist Draculas Blutnacht nicht nur für Blutsauger-Komplettisten interessant, sondern auch genrehistorisch mindestens einen Blick wert. Und den Knaller schlechthin bietet er auch noch: Während der wenig geschickt montierten Nahaufnahme eines in die Brust dringenden Holzpflocks erstrahlt die ansonsten schwarz-weiße Leinwand urplötzlich für zwei Sekunden im prachtvollem Rot des Blutes. Weiß der Henker, warum...