Freitag, 3. Juni 2011

Filmtagebuch: Dream Home (2010)

Was vordergründig wie ein handelsüblicher Hongkong-Sicko daherkommt, erweist sich bei genauerer Betrachtung als düsteres Solzialdrama, das trotz aller Feinfühligkeit in der Charakterzeichnung seine Aussage zwar häppchenweise, dafür dann aber mit der ganz groben Kelle verabreicht. Dabei klingt die Story erstmal beliebig: Cheng Lai-sheung musste in ihrem Leben bereits zahlreiche Rück- und Schicksalsschläge hinnehmen und kämpft dennoch seit jeher nur für ihren einen großen Traum: ein eigenes Apartment in der Millionenmetropole Hongkong. Dafür hortet sie alles Geld, das sie verdient, arbeitet sich in drei Jobs kaputt und scheint nun endlich am Ziel ihres entbehrungsreichen Weges zu sein und die perfekte Wohnung gefunden zu haben. Doch weitere Steine werden ihr in den Weg gelegt, sei es durch die Kreditfirma, die gierigen Verkäufer oder eine teure Behandlung für ihren kranken Vater. Völlig desillusioniert, beschließt die junge Frau, ihr Glück selber in die Hand zu nehmen und den Preis in einer ihr sehr eigenen Weise zu drücken. Wie viel Geld kann man schließlich schon in einer Wohngegend verlangen, in der gerade ein wahnsinniger Massenmörder umgeht?
Dream Home hätte mit diesem Plot durchaus ein bluttriefendes Splatterfest werden können - ist es im Prinzip auch, nur eben eines mit Tiefgang. Oberflächlich geht es zwar schlicht um Hongkongs horrende Mieten, doch steckt wahrlich mehr hinter Cheng Lai-sheungs Terrortrip, was vor allem in Rückblenden nach und nach ans Tageslicht gezerrt wird. Das Ventil, durch das all der Frust freigelassen wird, gehört dann so in etwa zum derbsten, was in letzter Zeit über größere Leinwände flimmern durfte. Die so brav und spießig wirkende Singlefrau metzelt sich durch ihr Traumhaus, dass es eine wahre Wonne ist. Ultrabrutale Goreszenen mit übelsten Gemeinheiten lassen hier so manches Mal die Kinnlade runterklappen. Und das Schönste ist, dass sämtliche Effekte handgemacht und erschreckend realistisch daherkommen. Böse, verstörend und tiefsinnig - großartiger Film, leider bislang lediglich in Frankreich unzensiert zu ergattern!

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