Samstag, 28. Januar 2012

Filmtagebuch: Gefahr und Begierde (2007)

China im Zweiten Weltkrieg: Die studentische Schauspielgruppe um die hübsche Wong führt zunächst nur patriotische Stücke auf, mutiert aber Stück für Stück zur bewaffneten Widerstands-Zelle. Ziel der Studenten ist der Beamte Yee, welcher mit der japanischen Besatzungsmacht kollaboriert. Mit falscher Identität schleust sich Wong in das Leben der Yees ein und beginnt eine Affäre mit dem Verräter, die schließlich völlig außer Kontrolle gerät.
Ang Lees zweieinhalbstündiges Epos vereint Spionage-Thriller und Erotik-Film, der historische Aspekt rund um das die Kriegswirren und das politische Geschehen tritt in den Hintergrund. Eine waghalsige Entscheidung des Regisseurs, denn so gut Gefahr und Begierde als Drama auch funktioniert und so mitreißend die Hauptdarsteller auch spielen, am Ende vermisst das Publikum dann doch ein wenig die politisch-historische Einordnung oder die eine oder andere Kriegstypische Szene. Beides spielt praktisch keine Rolle sondern bietet allenfalls den Rahmen für eine Zwei-Mann-Show, die darstellerisch begeistert und - so albern die Pornografie-Vorwürfe auch sind - in den Sexszenen eine unglaubliche Intensität entfaltet. Ein erwachsener Film, weit weg von der Unterhaltungs-Industrie Hollywoods, mit großen Gefühlen, von Ang Lee mit viel Liebe zu seinen Figuren erzählt.

Freitag, 27. Januar 2012

Filmtagebuch: Barb Wire (1996)

Zu behaupten, dieses B-Movie sei seiner Zeit voraus gewesen, wäre nun wirklich durch und durch vermessen. Und doch gehört Barb Wire zu den Filmen, die einfach irgendwie zu einer ungünstigen Zeit in Produktion gegangen zu sein scheinen. Schließlich sorgten Robert Rodriguez und Quentin Tarantino ein gutes Jahrzehnt später mit ihrem Grindhouse-Programm für ein regelrechtes Exploitation-Revival. Und Barb Wire ist mit seinem Lack-und-Leder-Look, seinen SS-uniformierten Schurken und nicht zuletzt seiner prallbusigen Hauptdarstellerin nichts anderes als Exploitation in Reinform. Doch wo Planet Terror und Death Proof mit künstlich gealtertem Filmmaterial die räudige Härte des Genres betonen, ignoriert Regisseur David Hogan mit seinem Hochglanz-Trash das originäre Underground-Feeling völlig.
Eine weitere Kontrastparallele zu Meister Tarantino ergibt sich durch den adaptiven Charakter des Stoffs. Aber anders als Kill Bill und Co. wildert Barb Wire nicht exzessiv in der gesamten Filmgeschichte, sondern bleibt einer einzigen Vorlage treu. Story, Ablauf und zum Teil auch kleinste Details orientieren sich derart eng an Casablanca, dass man hier schon beinahe von einer Neuinterpretation des Klassikers sprechen kann.
Und die ist in all ihrer Naivität, Oberflächlichkeit und Banalität ganz einfach spaßig, saucool und verdammt sexy geraten. Für Pamela Anderson hätte dieser ihr im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib geschriebene Part sowas wie die Rolle ihres Lebens werden können. Quasi ihr Indiana Jones. Ihr Han Solo... Wäre Barb Wire nicht zur falschen Zeit im falschen Kino angelaufen...

Dienstag, 24. Januar 2012

Filmtagebuch: Frozen - Eiskalter Abgrund (2010)

In Zeiten von sich gegenseitig mit Abscheulichkeiten übertrumpfenden Folter-Filmen tut es doch "gut", sich mal wieder einem ungleich subtileren, aber damit nicht weniger traumatischen Zelluloid-Terror auszusetzen. Für Stunden, eine Nacht oder gar mehrere Tage in einem Sessellift über der Piste schwebend festzustecken, ist wohl nicht nur für Skifahrer eine besonders an die Nieren gehende Vorstellung. Doch ist es der beklemmenden Wirkung von Frozen ganz sicher alles andere als abträglich, wenn der Zuschauer selber aktiv ist und sich so noch mehr in die Situation hineinversetzen kann. Dunkelheit, Kälte, Einsamkeit und kein Entrinnen. Und unten lauert zu allem Übel auch noch ein Rudel hungriger Wölfe. Was hier an Psycho- und auch beinhartem Terror und Thrill geboten wird, ist wahrhaft beachtlich! Nichtmal die arg konstruierte Grundgeschichte oder die frostig faden Figuren können die Intensität der Situation trüben, die das Publikum mitfiebern und selbst nach potenziellen Auswegen suchen lässt. Selten in letzter Zeit war der Was-würde-ich-tun-Faktor so hoch wie bei diesem alpinen Alptraum. Das Ende ist beeindruckend konsequent und enttäuschend ernüchternd zugleich, sodass hier nach Langem mal wieder von einem echten Gehimtipp, einer wirklichen Genre-Perle die Rede sein darf.

Filmtagebuch: Turistas (2006)

Im Horrorbereich ist nahezu jeder Fortsetzung, jedem Remake und jedem Abklatsch eines erfolgreichen Films eines gemein: Sie alle versuchen zu punkten, indem sie in jeder Hinsicht expliziter ausfallen als das jeweilige Original. Insofern besitzt Turistas durchaus ein Alleinstellungsmerkmal, denn statt mit mehr nackter Haut oder höherem Blugehalt verlegt diese Hostel-Variante die mehr oder weniger eins zu eins abgekupferte Story in ein attraktiveres Urlaubsland und lockt so mit Sonne, Palmen und Traumstrand. Ansonsten verläuft aber alles nach Schema F, die Figuren entbehren jeglicher Projektionsfläche für irgendwelches Mitleid, die Auflösung der Bedrohung gerät gewohnt pseudeo-sozialkritisch und am Ende wird sich gegenseitig einfach nur noch sinnlos durch irgendwelche dunklen Wälder und Höhlen gejagt, bis der Zuschauer sowohl Überblick als auch Lust verliert. Neu ist dabei gar nichts, allerdings hat man das alles auch schon viel, viel schlechter gesehen. Als leicht gehobene Massenware ohne Eigenständigkeit, aber immerhin mit ein bisschen was für's Auge, reicht's aber allemal.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Filmtagebuch: Sucker Punch (2011)

Visueller Overkill auf CGI-Basis - kann man lieben, kann man hassen. Was man jedenfalls nicht kann, ist, einem Film von Zack Snyder, der mit leicht bekleideten Amazonen und jeder Menge offensichtlich wenig tiefgründiger Hau-und baller-drauf-Action wirbt, vorwerfen, man hätte nicht gewusst, auf was man sich da eingelassen hätte. Macho-Allüren. Fetischistische bis sexistische Aufnahmen hübscher, kurvenreicher Mädels. Bis ins Skurrile durchgestylte Kämpfe. Ein trist-bombastischer Soundtrack. Eine hauchdünne Story. Und keinerlei Sinn oder Erklärung dafür, warum die sexy Kämpferinnen es gerade mit Orks, Nazi-Zombies, Riesen-Samurais oder einem ausgewachsenen Drachen aufnehmen. Wie in einem Compuerspiel, dem der Film übrigens (leider) auch in graphischer Hinsicht ähnelt, reiht sich hier Szene an Szene beziehungsweise Level an Level, mit dem einzigen Ziel, testosterongesteuerte Schauwerte zu präsentieren. Sucker Punch kommt in seiner inhaltsleeren Musikvideo(spiele)-Optik einem kino-kulturellen Offenbarungseid gleich, oder in Anlehnung an ein Al Bundy-Zitat: Ich habe jede Menge (spärlich verpackter) Titten gesehen, es gab einen Haufen Tote und keinerlei Handlung - Sucker Punch hat einfach alles!

Mittwoch, 18. Januar 2012

Filmtagebuch: True Grit (2010)

Manche Filme sind einfach hoffnungslos abhängig von den Erwartungen, mit denen das Publikum an sie herantritt. True Grit teilt dieses Schicksal, mag er Liebhaber sowohl der Coen-Filme als auch urtypischer Western verprellen. So sehr wie hier hat noch kein Werk des Brüderpaars sein Genre dem Ergebnis derart aufgedrängt, womit sich die cinematografisch gewohnt unkonventionelle Coen-Atmosphäre ein wenig verliert. Für einen erdigen Western hingegen kommt das Ganze einen Tick zu postmodern und surreal rüber. In der Summe gerät True Grit aber zur unterhaltsam-amüsanten Abenteuerreise, bleibt dabei angenehm stimmig und vermag darüber hinaus noch, den Zuschauer zu packen. Starke Bilder und erstklassige Schauspieler tun ihr Übriges, die inhaltlich eher karge und wendungsarme Geschichte zu überspielen. An die Version von 1969 (Der Marshal) erinnert nicht nur laut Aussage der Coens nicht sehr viel. Eher denkt man nicht nur aufgrund des Schneefalls und der zermürbend ziellosen Suche nach den Ganoven an einen anderen, ungleich bedeutenderen John Wayne-Western. Folgerichtig sorgt ein Zitat der Eröffnungs- und Abschlussszene von The Searchers (Der Schwarze Falke, 1956) für den größten Lacher und einen der stärksten Eindrücke des Films. Wo John Ford seinen Helden in den berühmten "Rahmen" reiten beziehungsweise aus ihm heraustreten lässt, torkelt der versoffene Rooster Cogburn hier in ihn hinein. Überhaupt schafft es Jeff Bridges in beeindruckender Weise, des Dukes Fußstapfen mit des Dudes Badeschlappen zu beschreiten. Großartig!

Dienstag, 17. Januar 2012

Filmtagebuch: Blood Creek (2009)

Zugegeben, auf den ersten Blick lässt sich Blood Creek reht schwer einordnen. Okkult-Western? Nazi-Schocker? Monster-Thriller? Von allem ein bisschen und noch etwas mehr, doch am Ende steht ein fieser kleiner Horrorfilm über ein übernatürliches und brandgefährliches Relikt von Hitlers Ansinnen, die Welt mit der Unterstützung schwarzer Magie zu erobern. Jenes Grauen sucht eine entlegene Farm heim, tyrannisiert die ansässige Familie für Jahrzehnte und droht sich nun endgültig in einem Inferno zu entladen. Blood Creek mixt die verschiedensten Zutaten zu einem kruden Genre-Cocktail und sorgt sogar mit einem blutigen Kampf gegen ein Zombie-Pferd für gehöriges Staunen, wenn auch die CGI-Effekte nicht die ganz große Offenbarung sind. Diesen Nazi-Horror-Western sollte man sich nicht entgehen lassen.

Filmtagebuch: Mother's Day (2010)

Wo kämen wir denn hin, wenn im Zuge der nicht enden wollenden Remake-Welle auch einer der berüchtigsten Filme der 80er Jahre in irgendeiner Form die Kassen erneut klingeln lassen würde? Bei Mother's Day handelt es sich dabei allerdings lediglich auf dem Papier um ein Remake. Tatsächlich hat die Story mit dem Orignal praktisch nichts mehr zu tun. Statt sicker Backwood-Atmosphäre steht modernes Terrorkino auf dem Programm. Im direkten Vergleich zu zeitgenössischen Folter-Orgien á la Saw oder Ich spuck auf dein Grab geht es hier noch halbwegs gesittet zur Sache. Zwar sträubt es einem durchaus die Nackenhaare, wenn die Gebrüder Koffin so richtig loslegen und Hände zermantschen, Köpfe in Brand setzen oder Ohren verbrühen, aber auch Story und Charakterzeichnung kommen im Gegensatz zu manch anderem Genrebeitrag nicht zu kurz. Netter böser Streifen, der lediglich in Bezug auf den Titel und die damit einhergehenden Erwartungen etwas enttäuscht.

Review: Tetsuo - The Bullet Man (2009)

Die heile Welt von Anthony und seiner Frau Yuriko verwandelt sich urplötzlich in den reinsten Alptraum. Der Sohn des Tokioter Pärchens wird von einem Unbekannten brutal überfahren. Während Yuriko in Trauer zergeht, scheint ihr Mann den Verlust eiskalt und teilnahmslos zu verarbeiten, was die hübsche Japanerin zur Verzweiflung bringt. Schließlich versucht sie mit allen Mitteln, Anthony dazu zu bringen, seine Gefühle nach außen zu tragen und den Tod des Sohnes zu rächen. Doch was sie auch unternimmt - die Emotionen wollen einfach nicht ausbrechen. Im Gegenteil, im Innern kocht Anthony vor Wut und entwickelt einen unbändigen Hass, der ihn schließlich auch äußerlich verändert. Langsam aber sicher mutiert der Mann zur Maschine, die nichts als blutige, grausame Rache im Sinn hat.
Zwanzig Jahre nach dem ersten "Tetsuo" kehrt Regisseur Shinya Tsukamoto mit dem Abschluss der Kult-Trilogie zu seinen Wurzeln zurück. Inhaltlich orientiert sich der neueste Streich des Japaners am ersten Teil, stilistisch werden einmal mehr keine Kompromisse eingegangen, lediglich in Sachen Zugänglichkeit orientiert sich "Tetsuo - The Bullet Man" ein ganz klein wenig mehr an üblichen Sehgewohnheiten als seine beiden Vorgänger. Ein ganz klein wenig. Nullachtfuffzehn-Gucker wenden sich mit verständnislosem Grausen ab und suchen das Weite. Freunde gepflegten Body-Horrors im Cyberpunk-Outfit , unterlegt mit kalten, harten Industrial-Klängen, die bestens zu den sterilen schwarz-weiß-grauen Bildern passen, werden hingegen frohlocken. Unnötig zu erwähnen, dass Klasse und Intensität des Originals nicht erreicht werden, doch mit all seinen Pluspunkten kann der dritte "Tetsuo" durchaus überzeugen.
Koch Media bringt den Film in gewohnt guter Qualität in die Läden. Das Bild ist scharf - auch wenn die oft Kopfschmerzen verursachend ruckelige Kamera dies nicht immer erkennen lässt. Der Ton liegt in deutscher und englischer Sprache in jeweils sauberem 5.1 vor, deutsche Zuschauer können auch auf den dts-Ton zurückgreifen. Als Bonusmaterial gibt es den Filmsoundtrack, der zu Storyboard-Zeichnungen und Behind-the-Scenes-Material abläuft. Ungewöhnliche, aber interessante Einblicke in die Produktion.