Montag, 26. November 2012

Review: A Bucket of Blood (1959)

Schon in den 50ern schuf Roger Corman herrlich schundige Filmchen, deren Wiederentdeckung heutzutage mitunter eine wahre Freude ist. A Bucket of Blood aus dem Jahr 1959 gehört sicherlich nicht zu Cormans besten Filmen, lohnt aber ganz sicher einen Blick, sofern man sich an stümperhaften Drehbuchsituationen und bizarren Einfällen erfreuen kann. Die Geschichte kommt nämlich in Gang, nachdem der bedauernswerte Kellner Walter aus Versehen die Katze seiner Vermieterin umgebracht hat. Dabei fällt der Mord an dem Stubentiger mehr als haarsträubend aus. Walter, genervt vom Miauen und Fauchen aus dem Nachbarappartement, sticht ein Messer durch die Wand (!) und spießt damit tragischerweise das arme Tier auf. Völlig perplex macht sich Walter daran, sein Missgeschick zu verschleiern, indem er den Kadaver mit Modellierkitt überzieht und die versteinerte Katze am nächsten Tag als von ihm entworfene Statue präsentiert. Beruflich kellnert Walter nämlich in einem Cafe, das Treffpunkt der exzentrischsten Künstler und Kunstliebhaber ist, wobei er seinen Gästen nacheifert, ohne allerdings von ihnen auch nur im Geringsten ernst genommen zu werden. Vielmehr verspotten sie den armen Teufel und sprechen ihm jedes künstlerische Talent ab. All das ändert sich aber, als Walter seine „Statue“ präsentiert – die gesamte Kunst-Szene ist von der Katzenfigur, in deren Seite ein Messer steckt (!!!), begeistert. Walter wird zum gefeierten Star und durch einen geschickten Drehbucheinfall begibt es sich, dass er in seiner Wohnung einen Undercover-Polizisten mit einer Bratpfanne ausknockt, woraufhin Walter wieder zur Spachtelmasse greift...
Inspiriert wurde diese Geschichte natürlich vom 1953er House of Wax, welcher ja selbst ein Remake von Michael Curtiz' (CasablancaMystery of the Wax Museum (Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts) von 1933 darstellt. Dokumentiert werden diese Zusammenhänge nicht zuletzt durch den wieder einmal sehr frei gewählten deutschen Titel. Hieß der sechs Jahre ältere Vincent Price-Streifen hierzulande noch Das Kabinett des Professor Bondi, haben wir es im Fall von Cormans Film nun mit dem Vermächtnis des Professor Bondi zu tun.
Wie man sich leicht vorstellen kann, bewegt sich A Bucket of Blood auf einem eher niedrigem Niveau, was insbesondere das Budget angeht, während die Story natürlich vollkommen hanebüchen ausfällt. Dennoch schafft die Geschichte genügend Raum für eine gewisse Charakterentwicklung, durchläuft die Hauptfigur doch eine nachvollziehbare Wandlung. Angespornt durch die unverhofft erfahrene Akzeptanz, tötet Walter plötzlich nicht mehr aus Tollpatschigkeit, sondern schließlich gezielt und kaltblütig, um an Rohmaterial für neue Skulpturen zu gelangen. Im Rahmen seiner Möglichkeiten vermittelt Corman diese Entwicklung sogar recht glaubhaft, was nicht zuletzt an der Performance von Dick Miller liegt, der den Mörder hier durch seinen beachtlichen Einsatz trotz allen Wahnsinns ein Stück weit sympathisch erscheinen lässt.
Der Restliche Cast vermag hingegen nicht besonders zu begeistern, speziell Walters Chef fällt hier durch unangenehmes Überchargieren negativ auf. Zwar bereichert seine Rolle den Film um eine weitere Facette, denn der Cafebesitzer ist der einzige, der Walters tödliche Arbeitsweise durchschaut, dieses Wissen aber nicht preisgibt, da die allgemeine Begeisterung, die sein Kellner entfacht, seinen Umsatz beachtlich steigert, doch wirkt das überdramatisierte Zurückschrecken vor Walters Skulpturen auf Dauer etwas albern. Ansonsten sind alle Figuren im Grunde austauschbar, dienen zumeist entweder als Opfer oder als Lückenfüller und führen dabei mehrheitlich belanglose Dialoge.
Dementsprechend wissen im Grunde auch nur die Szenen zu gefallen, an denen Dick Miller beteiligt ist. Miller, der später neben Rollen in zahllosen Serien unter anderem noch im zweiten Gremlins-Teil, dem wunderbar albernen Evil Toons und dem Geschichten aus der Gruft-Ableger Demon Knight Auftritte zu verzeichnen hatte, scheint dieser Film und speziell seine Rolle ganz besonders ans Herz gewachsen zu sein. Denn im Laufe seiner langen Karriere hat Miller immer wieder Nebenrollen bekleidet, die den Namen seines A Bucket of Blood-Charakters - Walter Paisley - trugen, darunter die beiden Joe Dante-Streifen Hollywood Boulevard und The Howling. Leider trifft man so etwas heutzutage praktisch überhaupt nicht mehr an.
Ebenso wenig stößt man heute auf Filme wie A Bucket of Blood, der trotz seiner Einfachheit und der oftmals viel zu zähen Dialogszenen wunderbar zu unterhalten weiß und neben feinstem Trash auch durchaus als Komödie überzeugen kann. Wenn beispielsweise genau in dem Augenblick ein Zeitungsjunge mit der Nachricht vom Verschwinden eines Mannes auf den Lippen über die Straße läuft, in dem Walter einem seiner Bewunderer sein neuestes Werk enthüllt, überschreitet der Film durchaus die Grenze zur Parodie. Welche dieser belustigenden Elemente nun beabsichtigt waren und welche mehr unfreiwillige Komik verbreiten, soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Viel lieber erfreuen wir uns an den kuriosen Ideen und lassen uns die grandios bekloppte letzte Dialogzeile des Films, der übrigens 1995 ein TV-Remake namens Roger Corman presents ‚Bucket of Blood’ erfuhr, auf der Zunge zergehen.

Mittwoch, 21. November 2012

Filmtagebuch: Iron Sky (2012)

Nazis auf dem Mond planen die Invasion der Erde. Das ganze in einem vollkommen unernst gemeinten und bis in die Lederstiefelspitzen durchgestylten Film. Ein Film, dem bereits ein heikler Ruf, eine vermutlich unangemessene Popularität und ganz sicher eine völlig überzogene Erwartungshaltung vorauseilt. Schlechte Voraussetzungen also, um einigermaßen unvoreingenommen an diese 90 Minuten bizarrer Unterhaltung heranzutreten. Wem dies dennoch gelingt, der kann gewaltigen Spaß an Iron Sky haben, denn neben bis zum Erbrechen durchexerzierten Klischees, die aber auch manchmal so lächerlich sind, dass man schon wieder drüber lachen kann, und so manchem Dampfhammer-Gag findet sich auch viel subtiler Humor der unkorrekteren Sorte. Wäre der Film aus dem Underground als Geheimtipp durchgestartet, würde er ganz bestimmt schon heute als Klassiker gelten. Mit dieser Vorgeschichte jedoch musste er an den Erwartungen des Publikums scheitern.

Sonntag, 18. November 2012

Filmtagebuch: The Oxford Murders (2008)

Martin (Elijah Wood) kommt als Student nach Oxford, wo er um jeden Preis vom legendären Professor Arthur Seldon (John Hurt) als Doktorvater betreut werden will. Nach einer ersten Konfrontation, in der das Mathe-Genie den Amerikaner eiskalt abblitzen lässt, bringt das Schicksal die beiden schließlich doch noch zusammen, als sie zeitgleich die Leiche einer gemeinsamen Bekannten entdecken. Da der Mord als solcher kaum erkennbar ist und Seldon mit einer mysteriösen Nachricht zum Tatort gelockt wurde, kommen die beiden zu dem Schluss, dass ein Serienkiller sich mit dem Professor messen möchte und nach einer mathematischen Formel Menschen tötet.
Das Zusammentreffen von britischem Krimi und dem exzentrischen Regisseur Álex de la Iglesia (Perdita Durango, Mad Circus) lässt aufhorchen und auf ein Fest für alle Sinne hoffen. Doch zur großen Überraschung - oder auch Ernüchterung - blitzt der visionäre Stil des Spaniers nur in ein, zwei Szenen auf, während sich der Rest der Inszenierung nicht sonderlich von britischen TV-Krimis abhebt. Etwas spektakulärer kommt dafür das Drehbuch daher, auch wenn es an vielen Stellen arg konstruiert wirkt. Die philosophischen Sinnfragen, die sich als Leitmotiv auch im Storyverlauf wiederfinden, halten The Oxford Murders aber genau wie die zu erwartenden Plottwists spannungsmäßig oberhalb des Durchschnitts. 
Ähnlich ambivalent wie Inszenierung und Drehbuch fallen auch die schauspielerischen Leistungen aus. Seldons aristokratisch angehauchte Rolle wird von John Hurt durch und durch verkörpert und hätte idealer kaum besetzt werden können. Elijah Wood spielt zwar mit viel Hingabe und Lederjacke gegen sein Hobbit-Image an, doch den Womanizer, der zwischen seinen akademischen Höchstleistungen noch zwei Frauenherzen bricht, kauft man ihm nun wirklich nicht ab. Insgesamt fehlt dem Film ein wenig das Besondere, doch als spannende Heimkino-Unterhaltung zum Miträtseln taugt The Oxford Murders allemal.