Dienstag, 14. August 2012

Filmtagebuch: Unter zehn Flaggen (1960)

Unfassbar, dass die sicherlich spektakulärste Kriegsliste der Nazis der breiten Öffentlichkeit bis heute nahezu unbekannt und der einzige auf ihr basierende Film nahezu verschollen ist. Dabei entpuppt sich Unter zehn Flaggen nicht nur als äußerst guter, sondern in einigen Belangen auch außergewöhnlicher Kriegsfilm.
Erzählt wird die Geschichte der Atlantis, eines deutschen Hilfkreuzers, der sein Äußeres verändern und sich als ziviles Schiff getarnt britischen und alliierten Handelsschiffen nähern konnte. Mit Holzbauten wurden die Geschütze verdeckt und selbst die Crew passte ihre Garderobe der Tarnung an. Was danach klingt, als hätte James Bond-Mastermind Q zunächst für die Nazis gearbeitet, bevor er in den Geheimdienst Ihrer Majestät wechselte, beruht tatsächlich auf wahren Begebenheiten. Ebenso wie die ungewöhnlich positive Darstellung des deutschen Kapitäns, der seine Mission mit minimalem Blutvergießen erfüllen will und alle Gefangenen - auch die jüdischen (darunter Gian Maria Volonté (Für eine Handvoll DollarFür ein paar Dollar mehr) in seiner ersten Rolle) - gut behandelt. Gewürdigt wird dies auch in Form der in Kriegsfilmen noch bis weit nach Unter zehn Flaggen äußerst seltenen Konstellation eines deutschen Protagonisten, der von seinem britischen Gegenspieler nicht nur als ebenbürtiger Widersacher, sondern ebenso als Mensch anerkannt wird. Ein bemerkenswertes Stück Geschichte, das in einem ebenso bemerkenswerten Film aufgearbeitet wurde.

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