Freitag, 31. August 2012

Filmtagebuch: Spiel mir das Lied vom Tod (1968)

Sergio Leones C'era una volta il West stellt auch und vor allem nach mehr als vier Jahrzehnten so etwas wie den Inbegriff des Kinos dar - den des Westerns ohnehin. Das opernhafte Mammutwerk quillt geradezu über vor unsterblichen Stars in noch unsterblicheren Rollen, vor unvergesslichen und ein ganzes Genre prägenden Bildern, deren Epigonen längst unzählbar sind, und vor ganz großen Emotionen. All das getragen von Ennio Morricones monumentalem Score, der sich mit seinen von simplen Geräuschen bis hin zu komplexen Arien reichenden Klängen in die Köpfe von Generationen festgebrannt hat.
Inhaltlich geht es um ein Stück Land, das sich als profitabel erweist, da es den einzigen in Frage kommenden Baugrund für einen neuen Bahnhof beinhaltet. Nachdem der Besitzer ermordet wurde, will nun seine Ehefrau Jill den Bau in die Hand nehmen, was die Mörder ihres Mannes verhindern wollen. Doch die Witwe erhält Unterstützung von dem Ganoven Cheyenne und einem geheimnisvollen Fremden mit einer Mundharmonika.
Die oberflächlich typische Western-Handlung, die sich am Ende noch zu einer Rachegeschichte wandelt, ist natürlich doppelbödig zu verstehen. Die Ankunft der Eisenbahn markiert zugleich das Ende des Wilden Westens. Die alten Strukturen werden aufgelöst, Revolverhelden stehen nicht mehr am Ende der Nahrungskette, sondern einzig das Geld ist es noch, das einem Menschen zu Macht verhilft. 
Dieser Abschied vom alten Westen ist auch ein Abschied Leones vom Western. Und ähnlich wie es seinen Figuren in Spiel mir das Lied vom Tod ergeht, lieferte auch der Regisseur mit diesem unfreiwilligen Schwanengesang sein Meisterstück ab. Eigentlich wollte er nie wieder einen Western machen, doch da das Studio ihm dies als Voraussetzung auferlegte, um sich seinen Wunsch, Once upon a Time in America zu drehen, zu erfüllen, willigte der Italiener ein. Der Rest ist Filmgeschichte und bringt auf erhabene Weise und mit einer anbetungswürdig pessimistischen Grundstimmung all das zu Ende, was Leone selbst einst mit Für eine Handvoll Dollar aus der Taufe gehoben hatte.

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