Dienstag, 5. Juli 2011

Review: High Kick Girl! (2009)

Karate hat sich im Laufe der Filmgeschichte nur höchst selten als geeignet erwiesen, einen Film komplett alleine zu tragen. Selbst die ollen Tigers und Warriors, welche die japanische Kampfsportart im Namen tragen, bedienten sich stets weiterer Künste wie Kung Fu oder Jiu Jitsu, um ihren Choreografien die nötige Würze zu verleihen. Mit High Kick Girl! unternimmt Regie-Neuling Fuyuhiko Nishi nun den Versuch, 82 Minuten lang ohne das Wildern in fremden Haudrauf-Gefilden und vor allem ohne cineastische Tricks auszukommen. Die Kloppereien sind hier allesamt „echt“, ohne der Geschwindigkeit der Akteure schmeichelnde Schnitte, ohne mal mehr und mal weniger unsichtbare Seile und Drähte und selbstverständlich auch ohne jede vermaledeite Computerunterstützung. Ob dieser Versuch letztlich glückt, lässt sich je nach Blickwinkel unterschiedlich einschätzen. Fraglos kann ein Karate-Duell nicht mit den irrwitzigen Stunts mithalten, die etwa ein Ong-Bak zu bieten hat. Die Story, in der Schülerin Tsuchiya aus Gram über den nicht erhaltenen schwarzen Gürtel ihren Meister verrät und einer Auftragsfighter-Gang beitritt, bietet auch nicht allzu viel Substanz, sodass sich hier um Grunde nur Kampfszene an Kampfszene reiht. Die Zeitlupenwiederholungen, die beinahe jedem K.O. unmittelbar folgen, verstärken den dadurch entstandenen Eindruck eines Lehrvideos schließlich noch. Und unter genau diesem Aspekt – der minuziösen Darstellung der Kampfkunst – landet Nishi hier einen Volltreffer. Mehr als einmal klappt die Kinnlade runter und treten die Augäpfel hervor, weil man sich fragt, wie so manche Aktion ohne Tricks realisiert werden konnte. Und langweilig wird es trotz der monotonen Struktur und den (zugegebenermaßen irgendwann die Nerven strapazierenden) Wiederholungen nie wirklich. Hierfür sorgen neben der konstanten Action vor allem die beeindruckend auftretende Rina Takeda in der Hauptrolle und die ansprechende Optik, die asiatisches Großstadtflair, weitläufige Dojos und japanische Naturkulissen kombiniert.
Wer High Kick Girl! nicht mit üblichen cineastischen Maßstäben beurteilt und sich für von Sehgewohnheiten abweichenden Kampf-Choreografien begeistern kann, dürfte großen Gefallen an der Veröffentlichung finden. Zumal die Blu-ray aus dem Hause Ascot Elite Home Entertainment im Gegensatz zu anderen Filmen dieser Kategorie als nahezu vollausgestattet bezeichnet werden darf. Das Bild ist super, der Ton liegt nicht nur in deutscher und japanischer, sondern darüber hinaus auch noch in englischer Sprache vor und weiß auch zu gefallen. Im Bonusbereich geht’s dann richtig rund, denn Ascot schenkt uns neben Wendecover, Trailer und Trailershow ein üppiges Making of und zwei Features, in denen jede Menge kurze Videos aus dem Training der Hauptfiguren anwählbar sind, in denen zu sehen ist, wie Kampffolgen aus dem Film gemeinsam oder auch alleine einstudiert wurden. Hier könnten eigentlich Höchstnoten verteilt werden, würden nicht in den mit Interviews bestückten Extras lediglich Zuschauer mit Japanischkenntnissen auf ihre vollen Kosten kommen, da leider irgendjemand die Untertitel verschludert hat. Gerade im Hinblick auf den außergewöhnlichen Ansatz des Films wäre es interessant gewesen, dem Making of etwas eingehender folgen zu können.


Erschienen auf www.totentanz-magazin.de

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