Mittwoch, 19. Dezember 2012

Adventskalender: Black Christmas (2006)

Mit Black Christmas hat Hollywoods Remake-Abteilung nach all den Kult-Horror-Flicks zur Abwechslung mal einen eher unbekannten Titel hervorgezaubert. Das Original von 1974, das damals bei uns als Jessy - Die Treppe in den Tod lief, darf zwar mit Fug und Recht als Klassiker, weil Wegbereiter des Slasher-Genres betrachtet werden, ernsthaft rechnen musste man mit einer Neuauflage aber nicht. Wie dem auch sei, letztendlich halten sich die Gemeinsamkeiten der beiden Versionen ohnehin sehr in Grenzen. Abgesehen von der Ausgangssituation, in der einige Studentinnen von einem unheimlichen Anrufer belästigt und schließlich beseitigt werden, gibt es kaum mehr Parallelen zwischen beiden Filmen.
Interessanterweise punktet das Remake vor allem dort, wo das Original Kritik einstecken musste, während dessen Stärken - Spannung, Atmosphäre und vor allem Innovation - 2006 komplett auf der Strecke bleiben. Und so buhlt Black Christmas im neuen Jahrtausend mit schwarzem Humor und derben Effekten um die Gunst des Publikums. Zwei Gebiete, auf denen sich Regisseur Glen Morgan offenbar zuhause fühlt und hier exzessiv austoben darf. Mit spürbarer Hingabe jagt, terrorisiert und zerstückelt er sein ansehnliches Kanonenfutter, ohne diesem den Ballast ohnehin vergeudeter Charakterbildung anzuheften. Stattdessen werden sie wo es nur geht gepiesackt und ihnen die Adventskerzen der Reihe nach ausgeblasen. Zulasten dieser makaberen Metzeleien gehen natürlich Verstand und Logik - bei genauerer Betrachtung ist das Ganze schlicht dumm, vorhersehbar und lächerlich. Wer aber nicht so streng hinschaut, wird seine helle Freude an diesem grimmigen Splatter-Spaß haben. Zumal das Drehbuch mit dem geschickten Kniff, die 74er-Version um einige düstere Rückblenden in die Entsozialisierung des Killers zu ergänzen, für Kurzweil sorgt.
Das Gehirn sollte man für die Dauer von Black Christmas durchaus herunterfahren und jeden Anspruch an ein in der Tradition des Originals stehendes Remake herunterschrauben. Dann allerdings ist diese garstig-vergnügliche Schlitzer-Orgie das perfekte Kontrastprogramm zur Familien-Weihnacht.

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