Donnerstag, 21. Juni 2012

Filmtagebuch: I spit on your grave (1978)

Gemeinsam mit Last House on the Left darf man Ich spuck auf dein Grab bedenkenlos als Standardwerk des Rape-and-Revenge-Genres bezeichnen. Storytechnisch vollkommen auf das Nötigste heruntergebrochen, konfrontiert uns der Film zunächst mit dem Martyrium einer jungen Frau, um danach die Rache der Geschändeten regelrecht zu zelebrieren: Die attraktive Schriftstellerin Jennifer Hills zieht sich in ein einsames Haus irgendwo im Wald zurück, um dort ungestört an ihrem neuen Roman zu arbeiten, als die Hölle in Gestalt von vier Vergewaltigern über sie hereinbricht. Doch Jennifer fügt sich nicht in ihre Opferrolle, sondern nimmt grausame Rache an ihren Peinigern.
Ein Großteil der in den 70er- und 80er-Jahren beschlagnahmten Horrorfilme wirkt ja aus heutiger Sicht eher harmlos. I spit hingegen hat in all den Jahren nichts von seiner Härte verloren und widert heutzutage eher mehr an als früher, da die direkte, rohe Darstellung der Vergewaltigungen und Erniedrigungen das heutige Publikum mit seinen Sehgewohnheiten noch mehr verstört. Was heute durch Farbfilter, Bildeffekte und Schnittfolge stilisiert und damit vom Betrachter entfernt wird, passiert hier ungeschönt direkt vor den Augen des Zuschauers, der regelrecht in die Szene hineingezogen wird, was ein beispiellos intensives Gefühl der Unbehaglichkeit verbreitet. Ich spuck auf dein Grab ist mit seinen expliziten und impliziten Grausamkeiten einer der unangenehmsten und schwer verdaulichsten Filme aller Zeiten und allein deswegen ein Meisterwerk des Exploitation-Kinos.

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